Laura Nolte machte vor Deborah Levi einen königlichen Knicks, dann fielen sich die beiden mit Goldmedaillen dekorierten besten Freundinnen glückselig um den Hals.
Als jüngste Pilotin der Geschichte ist Nolte mit Anschieberin Levi im deutschen Goldkanal von Yanqing zum Olympiasieg im Zweierbob gerast, stellte mit ihren erst 23 Jahren die acht Jahre ältere Silber-Gewinnerin Mariama Jamanka in den Schatten. Beim ersten deutschen Doppel-Erfolg gewann Elana Meyers Taylor aus den USA Bronze, Vize-Weltmeisterin Kim Kalicki belegte den vierten Rang.
Deutscher Doppel-Erfolg im Eiskanal
«Ich kann es gar nicht fassen», sagte Nolte bei Eurosport. «Das ist das, was wir die ganze Zeit wollten. Olympia war unser Traum, aber dass wir gleich Gold gewinnen, damit hat keiner gerechnet.» Mit der großen Feier will das Duo noch eine Nacht warten: «Die Hauptparty kommt mit den Männern zusammen. Wir haben nicht eine Minute weitergedacht als bis jetzt.»
Nach der Führung zur Halbzeit lieferte Nolte zum Auftakt des dritten Durchgangs die nächste fehlerfreie Fahrt ab. Die Winterbergerin und Anschieberin Levi fuhren in 1:00,70 Bahnrekord und enteilten der mit Deutschlands bester Sprinterin Alexandra Burghardt startenden Jamanka schon uneinholbar. Im letzten Lauf fuhr die Ex-Leichtathletin auf Sicherheit, leistete sich ausgangs der berüchtigten Kurve 13 sogar einen kleinen Patzer. Der große Triumph war ihr nicht mehr zu nehmen.
In Pyeongchang hatte Jamanka noch triumphiert, jetzt belohnte sich die gebürtige Berlinerin mit Silber. «Ich bin so unfassbar glücklich. Ich bin extrem stolz auf die Medaille. Das sind meine zweiten Spiele, ich habe meine zweite Medaille. Das können nicht viele von sich behaupten», sagte Jamanka im ZDF. Ob sie ihre Karriere fortsetzen wird, ließ die erfahrene Athletin offen. Ihre letzten Olympischen Spiele seien es aber auf jeden Fall gewesen, «von daher bin ich doppelt froh, dass es so ausgegangen ist», sagte sie.
Am bitterkalten Eiskanal fiel Nolte auch optisch als Pink Lady auf. Die Handschuhe und das T-Shirt unter dem Rennanzug strahlten pink, nur ihr ebenfalls so lackierter Weltcup-Transporter fehlte in China. Nolte und Levi, die beiden Studentinnen sind abseits des Eiskanals beste Freundinnen, lieferten vier nahezu perfekten Fahrten ab. «Laura ist sehr kompakt auf den ersten zehn Metern, dazu kommt die Sprintschnelligkeit von Deborah, das ist eine Kombo, die sehr gut funktioniert. Die funktioniert nicht nur auf der Strecke», sagte Cheftrainer René Spies.
Nolte vor dem Lauf «nervös wie noch nie»
Dabei war Nolte völlig nervös in die ersten beiden Läufe gegangen, war im zweiten Durchgang beim Start fast nicht in den Bob gekommen – und trotzdem Bestzeit gefahren. Die junge Athletin war so aufgeregt, dass sie tagsüber kaum etwas gegessen hatte. «Ich war super nervös, ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie vor dem Lauf, beim Warmup wurde mir teilweise schwindelig, dann habe ich meine Beine nicht mehr gespürt, dann habe ich gezittert, mir wurde heiß», sagte Nolte.
In Nolte setzte sich letztlich die konstanteste Pilotin des Winters durch. Die WM-Dritte hatte vier Weltcup-Siege gefeiert, Jamanka war nicht einer gelungen. Im Gesamt-Weltcup war nur Meyers Taylor besser, die im Gegensatz zu Nolte alle Rennen gefahren war. Zum Auftakt der Bob-Wettbewerbe im Eiskanal von Yanqing hatte Nolte im Monobob eine Medaille als Vierte noch verpasst.
Am Sonntag dürfte es zum Abschluss der Spiele die nächste deutsche Goldmedaille geben. Im Viererbob führt Pyeongchang-Olympiasieger Francesco Friedrich allerdings nur mit 0,03 Sekunden Vorsprung vor Johannes Lochner. Dritter ist der Kanadier Justin Kripps, der mit 0,38 Sekunden Rückstand auf Patzer der deutschen Piloten hoffen muss.