Thomas Dreßen und Vincent Kriechmayr strahlten, Aleksander Aamodt Kilde atmete erst mal tief durch. Die legendäre Streif in Kitzbühel hat bei der ersten von zwei Abfahrten an diesem Wochenende direkt wieder ein Ski-Spektakel geliefert.
Der von vielen Verletzungen und Operationen geplagte Dreßen verpasste nur um 0,13 Sekunden die Top Ten und fuhr als bester Deutscher auf Platz 13. Er weckte damit Hoffnungen für das zweite Hahnenkamm-Rennen am Samstag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport).
Der Österreicher Kriechmayr raste vor dem überraschend starken Südtiroler Florian Schieder und dem Schweizer Niels Hintermann zum Heimsieg. Die Topstars Kilde und Marco Odermatt konnten froh sein, nicht gestürzt zu sein und das Ziel erreicht zu haben. Auf die Abfahrt am Samstag wird der Schweizer Odermatt aber verzichten.
Dreßen tastet sich wieder an die Weltspitze heran
«Wenn ich Spaß habe, dann flutscht es einfach», sagte Dreßen. Und genau darum geht es dem Streif-Sieger von 2018 aktuell: den Spaß am Skifahren und sein Gefühl wiederzufinden. Ein Gefühl, das so im deutschen Speed-Team sonst keiner zu haben scheint. Dreßen ist – gemessen an seiner Leidensgeschichte – auf einem sehr guten Weg. Beim Saisonauftakt in Lake Louise Ende November hatte er sein erstes Weltcup-Rennen nach mehr als zweieinhalb Jahren bestritten und mit Rang acht auf Anhieb die nationale WM-Norm erfüllt. Nach einer weiteren Zwangspause wegen einer Muskelverletzung tastet er sich nun Schritt für Schritt wieder an die Weltspitze heran.
Sich auf den Bildern der bisherigen Champions im Starthaus zu erblicken, habe ihm vor der Fahrt über die berühmteste Piste der Welt geholfen, erklärte Dreßen. «Du brauchst eigentlich nicht nervös zu sein. Freu‘ dich drauf», habe sich der 29-Jährige vom SC Mittenwald gesagt. Es wirkte. Eine «sehr starke Vorstellung» sei das gewesen, sagte sein Teamkollege Josef Ferstl. Für diesen hatte es nur zu Platz 49 gereicht. Auch Romed Baumann als 32. und Dominik Schwaiger als 55. mussten weitere Enttäuschungen hinnehmen. Der zuletzt kriselnde WM-Zweite Andreas Sander durfte Rang 15 als kleinen Erfolg werten. Zumal sich auch die Besten mitunter plagten.
Odermatt entgeht knapp einem Sturz
Der im Gesamtweltcup führende Odermatt verhinderte artistisch und nur haarscharf einen womöglich dramatischen Abflug und belegte letztlich Platz 54. Beim Rennen am Samstag wird er wegen Knieproblemen aussetzen. Sein schärfster Rivale, der Norweger Kilde, landete zwischenzeitlich ebenfalls fast im Zaun und am Ende auf Rang 16. Es schien, als würden die ganz schlimmen Stürze diesmal ausbleiben. Dann erwischte es doch noch den Norweger Henrik Røa. Der 27-Jährige überschlug sich kurz vor dem Ziel und musste mit dem Helikopter abtransportiert werden. Er zog sich einen Wadenbeinbruch zu.