War erneut nicht zu schlagen: Johannes Thingnes Bö. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Beim Überholmanöver von Johannes Thingnes Bö bekam Justus Strelow die ganze Dominanz des norwegischen Vierfach-Weltmeisters von Oberhof zu spüren.

«Ich habe kurz rübergeguckt und dann gedacht: Lass ihn machen. Ich weiß, dass ich da nicht mitlaufen kann», sagte der Sachse nach dem harten Biathlon-Einzel bei der Heim-WM in Thüringen: «Das ist beeindruckend zu sehen, was er da veranstaltet.»

Während sich Bö beim vierten Start am Rennsteig auch Gold Nummer vier sicherte und zwei Schießfehler den in diesem Jahr weiter ungeschlagenen Überflieger nicht stoppen konnten, ärgerte sich Benedikt Doll, der als Fünfter bester Deutscher wurde, über eine Strafminute zu viel. «Trotzdem überwiegt, dass ich gutes Rennen gemacht habe», sagte der Schwarzwälder und musste anerkennen: «Es ist beeindruckend, was die anderen dann auch läuferisch veranstalten. Da bin ich einfach einen Tick zu schwach.»

Fehlschuss kostet Doll wohl Medaille

2:09,6 Minuten lag Doll nach enorm anstrengenden 20 Kilometer bei Temperaturen von bis zu elf Grad hinter Bö. Mit einem Fehler weniger hätte es wohl für Silber gereicht. Das sicherte sich in Sturla Holm Laegreid (1 Fehler/+ 1:10,7 Minuten) ein weiterer Norweger, Bronze ging an den Schweden Sebastian Samuelsson. Einen Tag nach seinem 30. Geburtstag schaffte Philipp Nawrath (zwei Fehler) als Neunter ebenfalls den Sprung in die Top Ten und lieferte sein bisher bestes WM-Ergebnis ab. Strelow wurde mit einem Fehler 13.

«Vielleicht waren unsere deutschen Ski auch ein bisschen schwächer verglichen mit den Norwegern. Das müssen wir mal analysieren», sagte Doll, gerade gegen Ende habe das Material «brutal abgebaut», wie auch bei manch anderem Konkurrenten. Bö hingegen lobte seine Arbeitsgeräte ausdrücklich, hatte aber auch mit der Hitze zu kämpfen. Ohne Mütze oder Stirnband raste er überlegen durch den Thüringer Wald. «Ich habe richtig geschwitzt», sagte Doll: «Ich musste während dem Rennen mal die Brille wechseln, weil die total voll mit Schweiß war. Das war schon ziemlich hart.»

Nach der verpatzten Mixed-Staffel und Rang 55 im Sprint hatte der 32-Jährige bereits als 15. in der Verfolgung Selbstvertrauen getankt. Mindestens in der Staffel am Samstag und im Massenstart zum Abschluss soll es dann noch besser laufen. Wer im Single-Mixed am Donnerstag läuft, ist noch offen. «Am Ende freut man sich über ein gutes Rennen, aber wenn man weiß, dass man den ersten Fehler liegend mit dem ersten Schuss macht, dann ist das schon ein bisschen enttäuschend», resümierte Doll.

Bö-Dominanz in Oberhof

Im Ziel musste der Ex-Weltmeister im Sprint auch konstatieren: «Das Podest hatte ich nicht selber in der Hand.» Wie weit weg die Konkurrenz von Dauersieger Bö ist, zeigen die Zahlen: Der nun 16-malige Weltmeister hätte selbst dann gewonnen, wenn die anderen fehlerfrei geblieben wären. Doll hatte in der reinen Laufzeit 3:04,3 Minuten Rückstand, beim Zweitschnellsten Jeremy Finello aus der Schweiz waren es 1:46,4 Minuten. 

«Es waren die perfekten Bedingungen für mich, meine Art zu laufen, für meine Wachser und meine Ski», sagte Bö, der weiter die Chance hat, als Erster in seinem Sport siebenmal Gold bei einer WM zu gewinnen. Bisher warten die deutschen Männer immer noch auf ihre erste Medaille in Oberhof. Norwegens Herren haben dagegen ihre Festspiele fortgesetzt und bisher sieben von neun Medaillen eingesammelt – dazu kommt Gold in der Mixed-Staffel.

Auf die Jagd nach ihrem dritten Edelmetall in Oberhof geht am Mittwoch (14.30 Uhr/ARD und Eurosport) Denise Herrmann-Wick. Über 15 Kilometer gehört die Olympiasiegerin auf dieser Distanz erneut zu den Favoritinnen. Die 34-Jährige aus Sachsen hatte vergangene Woche bereits Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung gewonnen. Ihre Hauptkonkurrentinnen im Kampf um die Podestplätze dürften vor allem die Französin Julia Simon und Hanna Öberg aus Schweden sein.

Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa

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