Kamen in der Single-Mixed-Staffel auf Platz sechs: Sophia Schneider und Philipp Nawrath. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Sophia Schneider und Philipp Nawrath umarmten sich im Ziel kurz, wirklich viel Grund zur Freude gab es nach Platz sechs in der Single-Mixed-Staffel beim deutschen Biathlon-Duo aber nicht.

Bei der Heim-WM in Oberhof musste Bundestrainer Mark Kirchner vielmehr erklären, warum in Denise Herrmann-Wick und Benedikt Doll die beiden besten deutschen Skijäger im Kampf um die Medaillen fehlten.

«Man muss ja auch die Athleten fragen – und wenn Athleten auch nicht zu hundert Prozent bereit dazu sind, dann macht es auch keinen Sinn, sie aufzustellen», sagte Kirchner. Nach Gold und Silber wollte Herrmann-Wick eine Pause, um am Wochenende fit für Staffel und Massenstart zu sein.

Rekorde für Bö und Röiseland

Der Norweger Johannes Thingnes Bö zeigte, dass es auch anders geht. Der Superstar setzte seine Rekordjagd mit dem fünften Titel im fünften Rennen am Rennsteig fort, seine Partnerin Marte Olsbu Röiseland löste mit ihrem persönlich 13. Titel Magdalena Neuner als Rekordweltmeisterin ab. Trotz einer Strafrunde Bös setzten sich die Skandinavier vor Österreich und Italien durch.

Bö ist damit der erste männliche Skijäger, der bei einer WM fünfmal Gold gewonnen hat. Bei den Frauen hatten das Röiseland und Laura Dahlmeier geschafft. Bö hat zudem weiter die Chance, als Erster im Biathlon siebenmal Gold in sieben Rennen zu holen.

«Es ist nicht ganz zufriedenstellend, aber auch nicht schlecht», sagte Kirchner derweil zur Leistung des deutschen Duos und erklärte, warum er Schneider (25) und Nawrath (30) aufstellte: «Wir wollten konditionell dagegenhalten mit den beiden. Dann muss man es am Schießstand ein bisschen drauf ankommen lassen, da gehört auch ein bisschen Glück dazu.» Zwar hätten es beide «über weite Strecken gut gemacht», produzierten aber zu viele Fehler.

Schneider/Nawrath nicht unzufrieden

Das musste auch Schneider anerkennen. «Um da vorne in die Medaillen reinzulaufen, muss einfach alles passen. Wir haben unser Bestes gegeben, es ist immer noch ein sechster Platz», sagte die Bayerin, die in ihrer ersten vollen Weltcup-Saison bei den Heim-Titelkämpfen am Rennsteig mit starken Leistungen als Sprint-Siebte, Fünfte in der Verfolgung sowie 13. im Einzel aufgewartet hatte.

Auch der Einzel-Neunte Nawrath war mit dem Ergebnis nicht völlig unzufrieden. «Es war natürlich klar, dass es nach ganz vorne schwierig wird. Ein super sechster Platz. Wir konnten das davor nicht einschätzen, wo wir rauskommen», sagte der Allgäuer, der die verbandsinterne Norm nicht geschafft und sich erst durch gute Ergebnisse bei der EM das sechste WM-Ticket gesichert hatte.

Herrmann-Wick mit Blick auf das Wochenende geschont

In der Single-Mixed-Staffel, die erst seit 2019 im WM-Programm und nicht olympisch ist, holten Franziska Preuß und Erik Lesser 2020 in Antholz mit Silber bisher die einzige deutsche Medaille. Ohne die Top-Leute Herrmann-Wick und Doll war es schwer, das zu wiederholen. Für das Aufgebot gab es deswegen auch etwas Kritik. «Eine etwas unerwartete Aufstellung, man setzt auf Laufstärke. Sie sind nicht unbedingt bekannt für schnelles Schießen», sagte ARD-Experte Arnd Peiffer vor dem Start.

Herrmann-Wick wurde nach ihren bisher vier Einsätzen mit Blick auf das Wochenende mit Staffeln und Massenstart geschont. «Von ihr kam das klare Signal, lieber nicht», sagte Sportdirektor Felix Bitterling.

Schneider freute sich derweil über ihren Einsatz und startete mit einem schnellen, fehlerfreien Liegendschießen. Sie kam in einem Führungsquartett zum ersten Stehendanschlag, brauchte dann aber alle drei Nachlader, um die Strafrunde zu vermeiden. Als Fünfte wechselte sie mit 21,6 Sekunden Rückstand auf die Spitze auf Nawrath.

Schneider kassiert Strafrunde im Liegendschießen

Und der Allgäuer begann ebenfalls mit einem tollen Rhythmus, machte so Boden gut. An den Ski-Enden von Bö kam er in Medaillenreichweite an den Stand, startete jedoch mit zwei Fehlern, konnte dann aber die Extrameter vermeiden. «Die zweite Runde hinter Bö herzulaufen, war sportlich», sagte Nawrath. Das habe er büßen müssen mit drei Nachladern: «Da war dann schon ein kleiner Knackpunkt in unserem Rennen.»

Und dann passierte das, was nicht passieren sollte: Schneider kassierte im zweiten Liegendschießen eine Strafrunde. Das Rennen war aus deutscher Sicht gelaufen. «Ich wusste nicht genau, wo ich hin schieße. Der Wind war doch etwas anders als beim Anschießen, es war kein guter Anschlag», sagte Schneider.

Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa

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