Lokalmatador Timi Zajc lässt sich von seinen Teamkollegen und den Fans feiern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Der umjubelte Weltmeister Timi Zajc küsste zum stimmungsvollen Planica-Lied ergriffen den Schnee, das Ende der deutschen Medaillenserie ging inmitten der ausgelassenen slowenischen Skisprung-Party fast unter.

«Megakulisse. So habe ich gedacht, dass es jeden Tag sein wird. Unglaublich cool», sagte Karl Geiger nach dem WM-Einzel von der Großschanze, bei dem er als Achter und Markus Eisenbichler auf Rang fünf diesmal nur Nebenrollen spielten. Inmitten des irren Lautstärkepegels verstand Eisenbichler sein eigenes Wort kaum, für eine Kampfansage in Richtung Teamwettbewerb reichte es aber noch: «Ich möchte den Titel schon verteidigen. Wir haben das Zeug dazu.»

Flieger Zajc dachte noch lange nicht an den nächsten Tag. «Es ist unglaublich. Ich habe perfekte Sprünge gemacht. Nun kann ich sagen: Ich liebe diese Schanze wirklich. Es war wahrscheinlich der beste Wettkampf meines Lebens», sagte der glückliche Slowene, für den tausende Fans einen Volksmusikhit nach dem anderen grölten. Es waren Szenen wie in einem Fußballstadion. Der Stadionsprecher brüllte «Timi», die Fans dazu «Zajc». Bilder wie diese waren bei der WM bisher vermisst worden.

Horngacher «stolz» auf sein Team

Eisenbichler, Geiger und Andreas Wellinger (13.) waren diesmal nicht gut genug, um Zajc, Silber-Gewinner Ryoyu Kobayashi aus Japan und Polens Dawid Kubacki richtig zu fordern. Der Ärger hielt sich nach einer glänzenden ersten WM-Woche aber in Grenzen. «Wir waren ganz nah dran und sind gut mitgesprungen. Es war klar, dass es schwer ist. Ich bin stolz auf die Jungs, die haben es super gemacht. Jeder hat alles riskiert», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Für das deutsche Team ist ein solcher Ausgang bei einem WM-Springen ungewohnt: Im sechsten Skisprung-Wettbewerb der Titelkämpfe von Planica blieb Deutschland erstmals ohne Medaille, zudem endete erstmals seit 2013 wieder ein WM-Großschanzeneinzel ohne einen Top-Drei-Platz.

Statt frustriert zu sein, blickten die Athleten aber schon auf Samstag, wenn um 16.30 Uhr (ARD und Eurosport) die Medaillen im Teamspringen vergeben werden. «Wir sind in einer guten Position fürs Mannschaftsspringen. Wir müssen fehlerfrei durchkommen», forderte Horngacher. Einen klaren Favoriten wollte er nicht ausmachen. Neben Deutschland kommen auch die Slowenen um Zajc, die Polen sowie die geschlossen starken Österreicher für Gold infrage.

Tausende begeisterte Fans sorgen für Stimmung

Anders als bei den bisherigen Wettbewerben ging es im Tal der Schanzen stimmungsmäßig richtig rund. Statt leeren Rängen und Tristesse feierten diesmal tausende begeisterte Fans, es herrschte bei Glühweinduft und lautem Trötenklang ein wenig Vierschanzentournee-Atmosphäre. Sogar ein Lionel-Messi-Fan kam, er hatte eine Kopie des WM-Pokals dabei.

Das deutsche Team wollte die bislang so furiose WM-Bilanz, zu der plötzlich auch die beiden Langlauf-Staffeln Medaillen beisteuerten, noch einmal aufwerten. «Das ist schön für alle. Ich könnte mich dran gewöhnen», sagte der frühere Weltmeister Sven Hannawald in der ARD zur deutschen Heiterkeit.

Ein «Millimeterspringen» (Horngacher) wie auf der Normalschanze wurde es zwar nicht, genug Spannung gab es bei wechselndem Wind aber dennoch. «Wir haben schon mehr erreicht, als wir uns gewünscht hätten. Wir haben schon unglaublich geil geliefert. Was jetzt noch kommt, ist Topping», sagte Wellinger, der mit nur 127,5 Meter im ersten Durchgang bereits deutlich ins Hintertreffen geriet, vor dem Wettbewerb.

Wellingers ausgegebenes Ziel («Am liebsten wollen wir immer gewinnen») wurde ob der harten Konkurrenz zur Herkulesaufgabe. Geiger und Eisenbichler sprangen sehr ordentlich, fielen aber trotzdem ein Stück hinter das Spitzentrio Kobayashi, Zajc und Granerud zurück. «Wir sind noch in Schlagdistanz», sagte Horngacher zur Halbzeit mit Blick auf den zweiten Durchgang. Mit einer Medaille sollte es diesmal aber nichts werden. «Es war ein unglaublich starker Wettkampf», gestand Geiger.

Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

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