Entkräftet stützte sich Benedikt Doll auf seine Skistöcke und rang nach seinem nächsten perfekten Biathlon-Rennen nach Luft.
Mit Platz drei im Sprint von Oslo bewies der fehlerfreie Schwarzwälder auch beim Saisonfinale am Holmenkollen seine herausragende Spätform und musste sich nur dem übermächtigen Dominator Johannes Thingnes Bö und dem Schweden Martin Ponsiluoma geschlagen geben.
Nach seiner Corona-Zwangspause gewann der 29-jährige Norweger Bö trotz eines Schießfehlers überlegen und sicherte sich weitere Rekorde, Doll hatte im Ziel 28,9 Sekunden Rückstand. Zu Platz zwei fehlten dem Deutschen bei seinem dritten Podestplatz des Winters nur fünf Sekunden.
«Es ist verrückt, warum das Schießen auf einmal so gut klappt. Das hängt auch mit dem Selbstvertrauen zusammen», sagte Doll in der ARD. Dazu stimmte auch die Leistung in der Loipe mit der zweitbesten besten Laufzeit hinter Bö. «Ich habe mich echt gut gefühlt, vor allem am Berg. Ich hatte leichte Beine, nicht so träge, schwere Beine.» Das macht auch Hoffnung für die Verfolgung am Samstag, in der Doll wieder gute Chancen hat. Das deutsche Teamergebnis rundeten der fehlerfreie Johannes Kühn als Sechster (+ 55,9 Sekunden) und Philipp Nawrath (1 Fehler/+ 1:05,9 Minuten) als Neunter ab.
Genau eine Woche nach seinem etwas überraschenden Einzelsieg in Östersund startete der 32-jährige Doll mit einem perfekten Liegendschießen und konnte sich früh Hoffnungen auf ein weiteres Top-Resultat machen. Der Weltmeister von 2017 verfehlte auch stehend keine Scheibe und überzeugte erneut vollends, nachdem er bei der Heim-WM in Oberhof im Februar nicht die erhoffte Medaille geholt hatte und hinter den Erwartungen geblieben war.
Bö auch nach Coronainfektion dominant
Bö machte derweil da weiter, wo er vor seiner Corona-Zwangspause aufgehört hatte. Mit seinem 17. Saisonerfolg stellte er bei seinem Heimspiel einen Siegrekord auf und ist zudem der erste Skijäger überhaupt, der alle Sprintrennen in einem Winter gewinnen konnte. In der Vorwoche hatte der 29-Jährige in Schweden nach seiner Corona-Infektion gefehlt, trotz eines positiven Tests hatte er zuvor im tschechischen Nove Mesto noch überlegen das Verfolgungsrennen gewonnen. Als Gesamtweltcupsieger steht der fünfmalige Olympiasieger längst fest, doch er will vor den eigenen Fans in Oslo auch noch die Verfolgung und den abschließenden Massenstart am Sonntag gewinnen.
Es gibt keine Zweifel, dass ihm das gelingen kann. Bö lief einmal mehr in seiner eigenen Liga, Doll verlor in der Loipe als Zweitbester 48,8 Sekunden auf zehn Kilometern. «Es ist ziemlich verrückt, dass Bö 48 Sekunden vor mir ist. Das ist viel», sagte Doll. Der Routinier sammelte trotzdem auch Selbstvertrauen für die Zukunft und ergänzte: «Es macht echt Spaß, wenn man läuferisch noch so mithalten kann.» Es war bereits spekuliert worden, ob er seine Laufbahn beendet, doch im Gegensatz zu Denise Herrmann-Wick wird er seine Karriere auch im kommenden Winter fortsetzen.
Hermann-Wick vor letzten Rennen
Für Olympiasiegerin Herrmann-Wick beginnt der letzte Weltcup ihrer Karriere am Freitag (15.20 Uhr/ARD und Eurosport) ebenfalls mit dem Sprint. Drei Tage nach ihrer Rücktrittsankündigung gehört die 34 Jahre alte Weltmeisterin erneut zu den Favoritinnen. Die Sächsin kann sich zudem noch den Disziplin-Weltcup über 7,5 Kilometer sichern. Vor dem letzten Sprint des Winters führt die ehemalige Langläuferin diese Wertung knapp an. Zu den weiteren Podest-Kandidatinnen gehört bei ihrem Heimspiel Marte Olsbu Röiseland. Auch die dreimalige Olympiasiegerin wird am Sonntag ihre Laufbahn beenden.