Kira Weidle belegte in Val d'Isrère den fünften Platz in der Abfahrt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Gabriele Facciotti/AP/dpa)

Mit einem Mal wurde der befürchtete Holper- doch noch zum Klassestart. Gleich zweimal war Skirennfahrerin Kira Weidle in den Trainings in Val d’Isère unter der Woche gestürzt.

Doch spätestens bei ihrer furiosen Abfahrt am Samstag, bei der sie mit 0,59 Sekunden Rückstand auf die italienische Olympiasiegerin Sofia Goggia Fünfte wurde, hatte Deutschlands beste Speedspezialistin diesen Doppelschock abgeschüttelt.

«Ein cooler Tag» sei das gewesen, sagte Weidle nach dem viertbesten Ergebnis ihrer Karriere und ihrem besten seit dem dritten Platz bei der Heim-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen im Januar 2019. Mit ihrer mutigen Schussfahrt stellte sie sogar die männlichen Kollegen beim Klassiker in Gröden rund um den achtplatzierten Romed Baumann in den Schatten. Und sowohl ihr selbst als auch dem Deutschen Skiverband dürfte es Mut für den WM-Winter machen.

Nach dem Rücktritt der langjährigen Vorzeigeathletin Viktoria Rebensburg gilt Weidle als größte Hoffnungsträgerin unter den deutschen Alpin-Damen. Laut Bundestrainer Jürgen Graller hat sie «definitiv das Zeug dazu», dem DSV in dieser Saison noch so manche Spitzen- und vielleicht sogar Podestplatzierung zu bescheren. «Das war wirklich eine sehr gute Vorstellung von der Kira», sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier, «und sicher noch nicht ihr Limit.»

Bei der ersten Abfahrt des Winters in Val d’Isère am Freitag war Weidle noch unter dem Eindruck ihrer beiden Trainingsstürze auf Platz elf gefahren. Da hatte sie «einiges an Respekt dabei», wie sie hinterher erklärte. Am Samstag agierte sie dann aber mit neuem Mut. «Das Selbstbewusstsein ist wieder da», sagte die spürbar erleichterte 24-Jährige. Auch körperlich gehe es ihr wieder besser.

«Respekt und Hut ab», lobte Graller mit Blick auf den vielversprechenden Saisoneinstieg der Starnbergerin. Weder von der frühen Startnummer zwei, die «bei den Verhältnissen im oberen Bereich kein Vorteil» gewesen sei, noch von ihren leichten Blessuren am Daumen und an der Hüfte habe sie sich beirren lassen. Der fünfte Platz sei «richtig cool». Und womöglich verleiht er Weidle auch Schwung für die nächsten Stationen.

Zu den Athletinnen, die die Podiumsplätze bei den beiden Abfahrten in den französischen Alpen jeweils unter sich aufteilten, liegt die gebürtige Stuttgarterin in Schlagdistanz. Abfahrts-Weltcupsiegerin Corinne Suter aus der Schweiz wurde in Val d’Isère einmal Erste und einmal Zweite, die überraschend starke Amerikanerin Breezy Johnson zweimal Dritte. Goggia war nach Platz zwei vom Freitag am Samstag nicht zu schlagen. Doch Weidle, die im zweiten Rennen auch davon profitierte, dass die Strecke nach mehreren schweren Stürzen am Freitag entschärft worden war, ist nicht weit weg von der Spitze.

Zumindest teilweise galt das an diesem Wochenende auch für die Herren im deutschen Speed-Team. Andreas Sander fuhr einen Tag nach seinem fünften Platz im Super-G von Gröden in der Abfahrt am Samstag zwar nur auf Rang 16 und Josef Ferstl als 33. sogar nicht einmal in die Punkte. Romed Baumann schaffte es beim erneuten Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde als Achter aber in die Top Ten. «Super cool», fand der 34-Jährige das – und klang fast so happy wie Kira Weidle.

Von Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa

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