Linus Straßer gehört im Slalom wieder zum Favoritenkreis. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jean-Christophe Bott/Keystone/dpa)

Begleitet von einer heftigen Umweltdebatte startet der alpine Ski-Weltcup am Wochenende in Sölden in die neue Saison. Die Protagonisten versuchen vor dem traditionellen Auftakt auf dem Rettenbachferner mit den Riesenslaloms der Damen am Samstag und der Herren am Sonntag (jeweils 10.00 Uhr/ZDF und Eurosport) den Fokus auf das Sportliche zu richten.

Was ist diesen Winter zu erwarten? Wer sind die großen Favoriten, welche Rennen die Highlights? Und was ist mit den Deutschen? Ein Blick auf die spannendsten Fragen.

Wer sind die Favoriten?

Die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin und der Schweizer Marco Odermatt gehen als Titelverteidiger und erste Anwärter auf den erneuten Gesamtweltcup-Sieg an den Start. Shiffrin jagte dem schwedischen Ex-Skistar Ingemar Stenmark in der vergangenen Saison den Uralt-Rekord für die meisten Weltcup-Siege ab. 88-mal stand sie nun schon ganz oben auf dem Podest. Das Gros der Experten ist sich sicher, dass die 28-Jährige auch die Marke von 100 Weltcup-Erfolgen früher oder später knacken wird. Im Riesenslalom, neben dem Slalom ihre Spezialdisziplin, ist die Ausnahmeathletin am Samstag in Sölden direkt favorisiert.

Bei den Herren geht Senkrechtstarter Odermatt als Gejagter auf die Piste. Der 26-Jährige hat in den zurückliegenden zwei Wintern eine enorme Entwicklung genommen, gewann zweimal den Gesamtweltcup, dazu Olympia- und WM-Gold im Riesenslalom. Auch im Super-G gelangen ihm vergangene Saison sechs Weltcup-Erfolge. Was noch fehlt, ist ein Sieg in der Abfahrt. Hier war der Norweger Aleksander Aamodt Kilde, Shiffrins Lebensgefährte und Odermatts schärfster Rivale mit Blick auf die Gesamtwertung, zuletzt der große Dominator.

Welche Rennen sind die Highlights?

Es ist eine Saison ohne Großereignis wie Olympia oder Weltmeisterschaft, alle Blicke richten sich daher auf den Weltcup. Gleich im November stehen die erstmaligen Matterhorn-Abfahrten von Zermatt nach Cervinia an – ein neues Prestigeevent im Rennkalender, das im vorigen Winter witterungsbedingt noch ausgefallen war. Auch auf der berühmten Stelvio-Piste in Bormio kurz vor Weihnachten und auf der weltberühmten Streif in Kitzbühel Mitte Januar werden die Speed-Spezialisten gefordert. Am letzten Januar-Wochenende machen die Herren, eine Woche später die Damen Station im bayerischen Garmisch-Partenkirchen. Das Saisonfinale im März steigt in Saalbach-Hinterglemm, Austragungsort der WM 2025.

Was ist von den Deutschen zu erwarten?

Beim Auftakt in Sölden nicht viel. Die Damen sind seit dem Rücktritt von Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg vor drei Jahren im Riesenslalom nicht mehr konkurrenzfähig. Bei den Herren steht der aktuell beste Riesentorläufer Alexander Schmid wegen der Folgen einer Knieverletzung womöglich erst im Dezember in Val d’Isère wieder zur Verfügung.

Generell liegen die deutschen Hoffnungen wieder im Technik-Bereich. Lena Dürr war im Slalom zuletzt ganz dicht dran an den Topfahrerinnen Shiffrin und Petra Vlhova (Slowakei), gewann im Januar sogar den Weltcup in Spindlermühle. Auch Linus Straßer gehört im Torlauf stets zum Favoritenkreis, wurde hier vergangenen Winter je zweimal Dritter und Vierter.

Bei den Speed-Herren könnte Abfahrts-Ass Thomas Dreßen wieder angreifen. Der Streif-Sieger von 2018 wurde in den Vorjahren von zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen geplagt, hat nun aber «körperlich keine neuen Baustellen», wie er unlängst sagte. Kira Weidle, WM-Zweite von 2021, raste vergangenen Winter zwar bei zwei Weltcup-Abfahrten auf das Podest, blieb insgesamt aber trotzdem etwas hinter den Erwartungen zurück. Sie wolle in ihrer Paradedisziplin «wieder einen Schritt nach vorne machen», kündigte sie an.

Von Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa

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