Benedikt Doll ballte die Hände zu Fäusten, sein Trainer Uros Velepec staunte und auch Philipp Nawrath riss im Ziel vor Freude die Arme nach oben.
Die deutschen Biathleten haben ihre herausragende Frühform bei der Weltcup-Premiere im schweizerischen Lenzerheide mit vier Athleten unter den besten Sechs bestätigt und schafften es dank einer eindrucksvollen Leistung am Schießstand die favorisierten Norweger zu ärgern – allen voran Routinier Doll. Der 33-Jährige sicherte sich seinen fünften Weltcup-Sieg überhaupt und den ersten in diesem Winter.
Familie spornt an
Angespornt vom Besuch seiner Familie traf Doll alle Scheiben und zeigte als drittschnellster Läufer auch in der Loipe eine gute Leistung. «Meine Schwiegereltern und meine Frau sind da und sie haben mir gesagt, dass sie ohne einen Sieg nicht noch einmal kommen», sagte er im Interview beim ZDF.
Der letztjährige Überflieger Johannes Thingnes Bö musste zwar einmal in die Strafrunde, kam aber dennoch auf 5,4 Sekunden an Doll heran. Erst als der fünfmalige Olympiasieger im Ziel war, durfte Doll erleichtert aufatmen. «Ich habe schon beim Stehendschießen gewusst, dass das eine Null geben würde – das war ein geiles Gefühl», sagte der Sprint-Weltmeister von 2017.
Auch Teamkollegen überzeugen
Aber auch die Teamkollegen des Schwarzwälders lieferten: Philipp Nawrath belegte mit einer Strafrunde den dritten Platz und geht am Samstag (14.40 Uhr/ZDF) 37 Sekunden nach Doll in das Verfolgungsrennen. Philipp Horn knackte als Vierter bei seinem Saisoneinstand direkt die WM-Norm und konnte es gar nicht fassen. «Ich bin sprachlos», sagte er.
Johannes Kühn, der alle zehn Scheiben traf, landete auf dem sechsten Platz. Justus Strelow beendete das Rennen nach einem Fehlschuss als 18. und nur David Zobel drehte als einziger Deutscher zwei Extrarunden. Er musste sich mit dem 39. Rang begnügen.
«Das Wichtigste ist, dass die Jungs die Form aus Östersund mitnehmen konnten. Das war keine Eintagsfliege», sagte Disziplin-Trainer Jens Filbrich. «Die Jungs sind immer in der Lage, wenn alles klappt, ganz vorn zu landen.»
Dolls Lob galt insbesondere den Technikern. «Ich hatte richtig gute Ski. Es war so easy, Zeit rauszuholen – das hat es entschieden», sagte er. An das Jagdrennen über 12,5 Kilometer wollte er nicht direkt denken. «Ich schaue mir die Ergebnisliste an und dann machen wir uns einen Plan», sagte Doll. «Erst einmal gibt es aber noch Kaffee, Kuchen und selbst gebackene Plätzchen.»