Thomas Dreßen wird in Kitzbühel nach seiner letzten Abfahrt im Ziel gefeiert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Giovanni Auletta/AP/dpa)

Im Ziel von Kitzbühel warteten Teamkollegen und Rivalen mit Schampus, auf der Tribüne applaudierte selbst «Terminator» Arnold Schwarzenegger: Mit einem emotionalen letzten Ritt über die legendäre Streif hat der deutsche Ausnahme-Skirennfahrer Thomas Dreßen seine Karriere beendet.

Das Ergebnis bei der großen Sieg-Show des Franzosen Cyprien Sarrazin spielte für den 30-Jährigen keine Rolle mehr – er ging kein Risiko ein, sondern genoss bei strahlendem Sonnenschein den letzten Auftritt als Leistungssportler und fuhr auf Platz 46.

«Das war der perfekte Tag für mich», resümierte Dreßen. «Für mich war immer klar, dass ich noch mal eine schöne Fahrt und Spaß haben will. Es ist mir genauso aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe nicht gedacht, dass es so intensiv ist.»

Tränen in den Augen

2018 hatte Dreßen auf der Streif den ersten seiner insgesamt fünf Weltcup-Siege gefeiert – auf den Tag genau sechs Jahre später wurde er nun im Zielauslauf von etlichen Weggefährten in Empfang genommen und mit Schampus überschüttet. Seine Frau Birgit mit Töchterchen Elena und auch die Mutter und der Stiefvater umarmten den Sportler, dann nahmen ihn Mannschaftskollege Romed Baumann und der drittplatzierte Südtiroler Dominik Paris auf die Schultern.

Trainer und Betreuer hatten Tränen in den Augen. Auch dem früheren Ski-Star Felix Neureuther, der Dreßens Triumph-Fahrt 2018 als damals verletzter Zuschauer vor Ort bejubelt hatte, stockte bei der TV-Übertragung kurz die Stimme. 

«Ich bin stolz auf alles, was ich erreicht habe», sagte Dreßen über die Kitzbüheler Stadion-Lautsprecher und dankte den Fans. «Ich bin froh, dass es so zu Ende geht, dass ich für mich noch mal eine so schöne Fahrt gehabt habe.» Unterwegs auf der berüchtigten Hahnenkamm-Abfahrt habe es ihn gejuckt, noch mal mehr zu riskieren – in Gedanken an die unten wartende Familie aber blieb der Athlet aus Mittenwald in Oberbayern dann doch vernünftig.

Seine DSV-Kollegen wollten nach vielen Niederlagen zuletzt sportlich überraschen. Doch das misslang. Nur Andreas Sander als 23. (+2,54) und Simon Jocher als 28. (+2,76) schafften es in die Punkteränge.

Sarrazin dominiert die Streif

Dafür sorgte ein Franzose für einen atemberaubenden Renntag. Wie schon am Freitag war Shootingstar Cyprien Sarrazin nicht zu schlagen, mit einer Fahrt nahe der Perfektion verwies er Marco Odermatt auf Platz zwei. Angesichts von satten 0,91 Sekunden Rückstand schüttelte der Schweizer Weltcup-Dominator den Kopf und musste seinem Rivalen zusehen, wie dieser auf die Luft-Absperrungen im Ziel hüpfte und sich mit ausgebreiteten Armen feiern ließ.

«Skifahrerisch von einem anderen Planeten», sagte DSV-Athlet Sander zur Leistung von Sarrazin. «Ich hoffe, dass er in der Form seines Lebens ist und nicht noch besser wird. Da kann man nur den Hut ziehen.»

Manuel Schwarz und Christoph Lother, dpa

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