Sophia Schneider (2.v.r.) sicherte den DSV-Frauen WM-Bronze. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Benedikt Doll überquerte mit gesenktem Kopf die Ziellinie, Sophia Schneider schrie ihre Freude heraus.

Unterschiedlicher hätte das Innenleben der deutschen Schlussläufer nach den beiden Staffelrennen bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Nove Mesto kaum sein können. Während sich Doll und seine Teamkollegen zu viele Schießfehler leisteten und am Ende auf dem vierten Platz landeten, jubelte das Frauen-Quartett um Schneider bereits zuvor über bronzenes Edelmetall.

«Die Medaille hat einen großen Stellenwert, meine Saison war nicht die einfachste – immer Höhen und Tiefen», sagte Schneider, die im Vorjahr in Oberhof wie Vanessa Voigt in der Silberstaffel stand. Dabei saß die 26 Jahre alte Schneider eigentlich schon im Bus nach Hause. Erst um 10.30 Uhr, gut drei Stunden vor dem Rennen, erfuhr sie von ihrem Einsatz, nachdem sich die Franziska Preuß als Schlussläuferin krankheitsbedingt abgemeldet hatte.

Bei der nächsten Machtdemonstration Frankreichs landete nur Schweden noch vor Janina Hettich-Walz, WM-Debütantin Selina Grotian, Voigt und Schneider, die insgesamt neunmal nachladen mussten und im Ziel 1:14,2 Minuten Rückstand hatten. Nach dem zweiten Platz von Hettich-Walz im Einzel und dem dritten Rang von Doll ebenfalls im Einzel gab es für Deutschland bei den Titelkämpfen in Tschechien die dritte Medaille zu bejubeln. «Das war ein Rodeo-Ritt», sagte Voigt. «Ich habe die letzten Tage schon so viel erlebt, aber was ich heute in 45 Minuten erlebt habe, toppt alles – von Wut über Freudenschreie war alles dabei.»

«Das ist eine Medaille, die unglaublich guttut»

Einmal mehr hatten beide deutschen Teams mit Problemen in der Loipe zu kämpfen. «Es war bei mir eine Kombi aus allem», sagte Startläuferin Hettich-Walz. «Es gab Stellen, wo es sulzig war. Da hatte ich mit meinen Skiern extrem zu kämpfen, und dann hatte ich auch nicht den besten Tag.»

Der Ärger über das Material und die immer schlechter werdende Strecke – im Vergleich der Laufzeiten fehlten den deutschen Läuferinnen 1:48 Minuten auf Frankreich – verflog aber schnell. Zumindest bei den Frauen. Im Ziel rannten Voigt, Hettich-Walz und Grotian mit einer deutschen Fahne auf Schneider zu und empfingen die Oberbayerin.

Auch Sportdirektor Felix Bitterling war zufrieden. «Dreimal gestorben und dreimal wiedergeboren worden» sei er, sagte Bitterling. «Es war eine brutal spannende Staffel. Ich glaube, die Mädels haben genau das umgesetzt, was wir besprochen haben. Das ist eine Medaille, die unglaublich guttut.» Bei den vorigen drei Weltmeisterschaften hatte das DSV-Quartett jeweils Silber gewonnen. 2019 reichte es in Östersund als Vierter zum letzten Mal nicht für Edelmetall.

Kühn patzt am Schießstand

Die Männer verpassten zum dritten Mal nacheinander bei einer WM die Medaillenränge. In der Loipe fehlten beim Sieg von Schweden mehr als zweieinhalb Minuten auf die favorisierten Norweger, die den zweiten Platz belegten und am schnellsten in der Loipe waren. Und am Schießstand patzte Johannes Kühn, der einmal in die Strafrunde musste.

«Es war klar, dass wir eine herausfordernde Situation haben», sagte Bitterling. «Aber ohne jemandem persönlich einen Vorwurf zu machen: Wenn wir anfangen, Strafrunden zu schießen und so früh im Wettkampf, dann reicht es halt irgendwann nicht mehr für ein Comeback. Wir haben die Quittung gekriegt – enttäuschend.» Fakt ist aber auch: Die Norweger standen mit vier Strafrunden und elf Nachladern auf dem Podest, die Franzosen mit drei Extrarunden und 13 Nachladern.

«Einer muss halt auch Vierter werden»

Dabei wäre für den Einzel-Dritten Doll zum Abschluss immer noch alles möglich gewesen. Drei Nachlader waren aber zu viel, um die beiden Erstplatzierten und Frankreich noch zu attackieren. «Beim letzten Schießen war einiges drin, aber da haben mir die weltbekannten Eier gefehlt. Da hätte ich mit einem Nachlader abräumen müssen, habe dann aber die Ruhe nicht mehr gehabt», sagte Doll.

Bei den bisherigen Weltcup-Staffelrennen reichte es für die Männer trotz Strafrunden immer zu einem Podestplatz. Beim Saisonhöhepunkt nicht. «Einer muss halt auch Vierter werden, schade», sagte Doll.

Von Sandra Degenhardt und Maximilian Wendl, dpa

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