Feierstimmung: Andreas Sander lässt sich nach WM-Silber in der Abfahrt hochleben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)

Sportlich lief die WM für Thomas Dreßen eher mäßig – für einen Job aber legte sich der deutsche Skirennfahrer nochmal mächtig ins Zeug.

Zusammen mit Dominik Schwaiger packte er sich den silberdekorierten Teamkollegen Andreas Sander auf die Schulter und brüllte für einen Schnappschuss seine Freude in die Kameras.

Der Zusammenhalt ist einer der Erfolgsfaktoren der DSV-Equipe bei diesen atemberaubenden Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo. «Ich bin so stolz, Teil dieses großartigen Teams zu sein», schreibt Dreßen bei Facebook und ergänzt: «Und da ist noch einiges zu erwarten.»

Die Euphorie von bereits drei Silbermedaillen aus den Abfahrten (Sander und Kira Weidle) und dem Super-G (Romed Baumann) sowie die damit verbundene Lockerheit soll die Sportler des Deutschen Skiverbands in der zweiten Woche nochmal antreiben. «Wir haben das Soll bereits erfüllt und haben keinen Druck. Alles, was wir jetzt bringen, ist Zugabe», sagt der DSV-Alpinchef Wolfgang Maier.

Und warum soll bei der Zugabe nicht auch gefeiert werden? Alexander Schmid ist beim Parallelrennen am Dienstag ein Medaillenkandidat, im Teamevent tags darauf sind ebenfalls Podestchancen da. Zum Abschluss am Sonntag will Linus Straßer im Slalom angreifen. «Wir haben auch in den technischen Disziplinen besondere Sportler», sagt Maier.

Solch positive Zwischenfazits konnten die Deutschen nach einem Speed-Auftakt selten ziehen, vor allem nicht in den vergangenen Jahren. Aber die Abfahrer sind nach den Rücktritten von Felix Neureuther und Viktoria Rebensburg zu Zugpferden der gesamten Mannschaft geworden.

Dabei war vor nicht allzu langer Zeit offen, ob sich der Verband um Alpindirektor Maier und Chefcoach Karlheinz Waibel ein Abfahrtsteam überhaupt weiter leisten will. Etliche Jahre weit hinter den vorderen Rängen hatten die Verantwortlichen immer mehr zweifeln lassen.

«Der Wolfi und der Charly hatten ein bisschen die Geduld verloren», erinnert sich Mathias Berthold, der so etwas wie der (Groß-)Vater des aktuellen Erfolgs ist. Der Österreicher war von 2014 bis 2019 Cheftrainer der Männer, beharrte auf die Fortsetzung der Arbeit mit dem Speedteam und installierte Christian Schwaiger als Abfahrtscoach. «Und dann haben wir die Mannschaft sehr behutsam wieder aufgebaut», erzählt Berthold der Deutschen Presse-Agentur.

Er freut sich nun für seinen früheren Schützling Sander und «überhaupt das super Team, das in den letzten Jahren unter Wert geschlagen wurde». Für das Potenzial der Truppe waren die fünf Weltcup-Siege von Thomas Dreßen und die zwei Erfolge Josef Ferstls noch relativ wenig.

Die Stärke der DSV-Schnellfahrer blieb zum einen der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. «Ich bin sooo glücklich für dich», schrieb Dreßen an Sander. Am Sonntagabend feierte das Team noch an der Hotelbar, auch der gestürzte Super-G-Vizeweltmeister Baumann schaute trotz einer Gehirnerschütterung ganz kurz vorbei. Just der gebürtige Österreicher profitierte nach dem Nationenwechsel 2019 vom Klima in der DSV-Riege. «Wir haben immer gewusst, dass wir auch im Einzelsport nur als Team funktionieren können», sagt Ex-Chefcoach Berthold.

Und dann erinnert er an einen weiteren Erfolgsfaktor, nämlich seinen Nachfolger Schwaiger. «Er ist für mich der beste Trainer, den es gibt», unterstreicht Berthold. «Er hat ein extrem gutes Auge, sieht genau, was los ist, was nicht passt, was die Fahrer verbessern müssen. Er ist auch sehr ruhig geworden in den letzten Jahren. All diese Dinge machen ihn zu einem kompletten Trainer.»

Und Schwaiger hat mit seinen Fahrern auch noch nicht genug bei den Ski-Festspielen in den Dolomiten. Alpinchef Maier ist gespannt: «Wenn man das ganze ohne den berühmten Druck von außen macht, kann der eine oder andere noch sensationelle Ergebnisse abrufen.»

Von Manuel Schwarz und Christoph Lother, dpa

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