Die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori fliegt eine Show über dem WM-Ort Cortina d'Ampezzo. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Expa/Johann Groder/APA/dpa)

Flugzeuge malen mit Rauch die italienischen Landesfarben in den Himmel. Wird auf der Piste ein neuer Topspeed gefahren, ertönen aus den Lautsprechern Geräusche aufheulender Motoren.

Und die Stadionsprecher Stefan Steinacher und Lorenzo Pinciroli kommentieren die Rennen so leidenschaftlich, als stünden im Zielraum neben ein paar hundert Betreuern, Journalisten, Helfern und Sponsoren auch noch mehrere tausend enthusiastische Tifosi.

Ihre Begeisterung lassen sich die Ausrichter der aktuell laufenden alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo auch durch die Pandemie nicht nehmen. Vor rund einem Jahr wurde der Norden Italiens heftig von Corona getroffen, dramatische Aufnahmen von Särgen transportierenden Lastwagen gingen um die Welt. Nun soll es wieder möglichst viele Bilder von atemberaubender Schönheit und sportlichem Spektakel geben: von den mächtigen Dolomiten, von den waghalsigen Stars auf ihren Skiern und von funkelnden Medaillen.

Die Botschaft ist klar: Cortina, Austragungsort der Olympischen Spiele 1956, will zeigen, dass internationale Großevents auch in Corona-Zeiten möglich sind. Ohne Zuschauer und nur mithilfe eines umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzepts, aber immerhin. Einen «wichtigen Neustart» hatte der italienische Verbandschef Flavio Roda die Ski-WM im Vorfeld genannt, «ein Signal für das ganze Land». Und sicher auch darüber hinaus. Denn an den Fernsehbildschirmen dürfte sehr genau verfolgt werden, wie die WM über die Bühne geht.

Vor Ort gibt es bisher viel Lob für die Veranstalter. «Ausgezeichnet» sei die Organisation, sagte der österreichische Doppel-Weltmeister Vincent Kriechmayr der Deutschen Presse-Agentur, «es ist ein großes Privileg, dass wir so eine WM haben in diesen Zeiten». Und auch für Andreas Sander, den deutschen Sensations-Zweiten in der Abfahrt, war es «eine Ehre, in diesen Zeiten Ski zu fahren».

Dass sie sich ihre Medaillen aus Hygienegründen selbst umhängen müssen, nehmen die Athletinnen und Athleten da gerne in Kauf. Genau wie die regelmäßigen Corona-Tests, die alle Anwesenden durchführen müssen. Über 20.000 sollen es bis zum Ende der Veranstaltung sein. Abstandshalter in der Mixed Zone, in der sich Stars und Medienvertreter zumindest etwas näher kommen; Sensoren, die blinken und vibrieren, wenn man sich zu dicht auf die Pelle rückt; eine Art Desinfektionsdusche am Eingang zum Pressezentrum. Es wird viel getan, um das Virus von der WM fernzuhalten – und alles akzeptiert.

Immerhin hat man sich die Titelkämpfe ja auch einiges kosten lassen. Rund 95 Millionen Euro sollen investiert worden sein – unter anderem in eine neue Strecke im Tofane-Massiv, aber auch in die Infrastruktur in dem knapp 6000 Einwohner zählenden Wintersportort unterhalb davon. Für den ist die WM auch ein Testlauf für die Spiele in fünf Jahren, bei denen zumindest die alpinen Damen dann dorthin zurückkehren.

«Dass die WM stattfindet und dass wir Olympia 2026 bekommen haben, ist perfekt für uns, weil die Stadt und die Hotels Renovierungen benötigen», sagte der in Cortina geborene Ex-Skistar und Botschafter der WM, Kristian Ghedina, dem «Standard». «Es ist schon ein bisschen was passiert, aber es fehlt noch viel.» Eine Sporthalle und ein Hallenbad für Touristen, zählt er auf. Und bessere Straßen. Um für den Tag gerüstet zu sein, an dem auch die Fans wieder dabei sind.

Von Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa

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