Franziska Preuß sinkt im Ziel auf die Knie: Sie belegte den sechsten Platz beim Massenstart. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Am Ende einer für die deutschen Biathleten so enttäuschenden WM blieben Arnd Peiffer nur die Glückwünsche an den Sieger.

Mit Platz zwölf im Massenstart beschloss der Harzer das Saison-Highlight im slowenischen Pokljuka, das mit lediglich zweimal Silber so schlecht endete, wie zuvor überhaupt nur einmal seit der Wiedervereinigung. Auch 2013 in Nove Mesto hatte es mit einmal Silber und einmal Bronze nur zweimal Edelmetall für die DSV-Skijäger gegeben. Die angestrebte Medaillenausbeute von vier bis fünf wurde verfehlt, einige Rennen liefen sogar historisch schwach.

«Wir haben sicher nicht das erreicht, was wir erreichen wollten. Wir sind nicht 100 Prozent zufrieden, aber es war nicht alles schlecht», sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Grund zum Jubeln hatte am Abschluss-Wochenende einzig die starke Frauenstaffel, die Franziska Preuß mit einer Energieleistung am Samstag auf den letzten Metern zu Silber geführt hatte. Mit einer Einzelmedaille konnte sich die Bayerin aber nicht belohnen. «Ich sehe, dass ich es kann, es sind nur kleine Stellschrauben, die manchmal nicht passen. Aber ich habe eine richtig gute WM gemacht und das nehme ich mit», sagte Preuß nach Rang sechs am Sonntag im Massenstart. Fünfte, Sechste, Siebte, Achte – mit einer beeindruckenden Konstanz absolvierte die 26-Jährige die Rennen.

Am Ende bleibt jedoch, dass die einst so erfolgsverwöhnten DSV-Frauen erstmals seit 1997 bei einer WM in den Individualwettbewerben ganz ohne Edelmetall blieben. «Es ist echt schwer. Man braucht einen richtig guten Tag», sagte Preuß: «Ich hatte das Ziel, eine Einzelmedaille zu gewinnen. Das habe ich nicht geschafft.»

Bei den Männern gelang das zwar Peiffer mit Silber im Einzel, dafür scheiterte die Herren-Staffel am Samstag krachend am Ziel Podest. Nach einem unerklärlichen Leistungseinbruch von Startläufer Erik Lesser landete der Thüringer gemeinsam mit Roman Rees, Peiffer und Benedikt Doll nur auf Platz sieben. Die favorisierten Norweger holten bei den Frauen und Männern jeweils Gold. Preuß verdrängte im Schlussspurt kurz vor der Ziellinie noch sehenswert die Ukrainerin Olena Pidruschna um 0,4 Sekunden auf Platz drei. «Läuferisch bin ich richtig gut, das bestätigt meinen Weg», sagte Preuß, die der deutsche Lichtblick bei den äußerst durchwachsenen Welttitelkämpfen war.

Auch Denise Herrmann war mit Medaillen-Ambitionen zur WM gekommen, musste aber noch vor dem Finale mit einer Erkrankung abreisen. Die Sächsin fehlte beim Massenstart, den die Österreicherin Lisa Theresa Hauser gewann, soll aber bei den nächsten Weltcups wieder dabei sein. Es handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld. Herrmann habe sich auch nicht mit Corona infiziert.

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking wurde auf der Pokljuka klar, dass die deutschen Skijäger viel Arbeit vor sich haben. Vor allem die Norweger (14 Medaillen), Franzosen (7) und Schweden (6) sind breiter und besser aufgestellt. «Sie haben Leistungen konstanter abgerufen als unsere Mannschaft», sagte DSV-Sportdirektor Bernd Eisenbichler: «Wir müssen schauen, was wir verbessern können, um Konstanz auf höherem Level zu haben.» Bei Olympia wolle sich die Mannschaft anders zeigen, sagte Frauentrainer Kristian Mehringer: «Das ist unser großes Ziel. Dann sind vielleicht wir die Lachenden.»

Während bei den Damen oft nur wenig nach ganz vorne fehlte, waren die Vorstellungen der Männer teilweise erschreckend. In der ersten WM-Woche lieferten die Schützlinge von Bundestrainer Kirchner den schlechtesten Sprint ihrer Geschichte ab. Als Bester war Peiffer 36., um dann wenige Tage später mit der ersten Medaille jedoch die Erlösung zu bringen. Im WM-Finale war Peiffer am Sonntag beim Massenstart-Sieg des Norwegers Sturla Holm Laegreid wieder der Beste, aber auch chancenlos. Sorgen bereiteten vor allem die Auftritte von Lesser, der bei all seinen Einsätzen weit von der Bestform früherer Tage entfernt war und frustriert vorzeitig aus Pokljuka abreiste.

Diese Momente zeigten, wie schwierig es in naher Zukunft für die Männer werden könnte. In Peiffer (33), Lesser (32) und Doll (30) sind die Leistungsträger schon recht alt, von unten drücken fast keine Talente in die Nationalmannschaft. Youngster mit großem Potenzial gibt es beim DSV schon seit mehreren Jahren nicht mehr, das sieht bei den Frauen nicht anders aus.

In Simon Schempp (32) ist gerade die langjährige Nummer eins nach anhaltender Formschwäche zurückgetreten. Zumindest Peiffer und Lesser dürften allerspätestens in zwei Jahren nach der Heim-WM in Oberhof nachziehen. Doch was kommt danach? Man beschäftige sich mit dem Thema Nachwuchs, sagte Eisenbichler: «Wir wissen, dass wir an diesen Dingen arbeiten müssen.» Während in Norwegen oder Frankreich viele Talente nach oben kommen und für einen harten internen Konkurrenzkampf sorgen, ist ein Generationswechsel in Deutschland nicht absehbar.

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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