Eduardo Artega saß auf dem Boden und formte erstmal einen Schneeball. Lachend warf der Venezolaner die Kugel auf seinen Langlauf-Kontrahenten Pedro Montes de Oca aus Mexiko und ließ sich von seinem 83. Platz im Qualifikationsrennen über zehn Kilometer nicht die Laune verderben.
«Was für eine tolle Kameradschaft hier», sagte der 43-Jährige begeistert nach dem Wettstreit der nordischen Exoten, der traditionell noch vor der Eröffnungsfeier am Mittwoch der Startschuss in die WM war. «Ich liebe den Schnee, er hat mein Leben verändert», rief Artega.
Wie Venezuela und Mexiko ist auch Tansania nicht gerade für seine Loipen-Spezialisten bekannt. «Wir haben die afrikanische Sonne mitgebracht», scherzte Nzumbe Nyanduga angesichts zweistelliger Temperaturen und strahlender Sonne in Oberstdorf und freute sich, für sein Heimatland gestartet zu sein. Dass Langlauf in der Heimat nicht besonders populär ist, störte weder Nyanduga noch Nicholas Lau aus Trinidad und Tobago. «Meine Landsleute können sich den Sport schwer vorstellen, aber sie wissen, was eine WM bedeutet», sagte der 41-Jährige.
Als Erste war Fiorella D’Croz Brusatin auf die Strecke gegangen – mit breiter Ski- statt Sonnenbrille. «Vielleicht begründe ich einen neuen Style», sagte die Kolumbianerin und lachte. Ohne die große Brille treibe ihr der kalte Wind die Tränen in die Augen, erklärte die 41-Jährige, die im Ziel völlig überwältigt war. «Für mich war es Wahnsinn», sagte Brusatin, die erst seit einem Jahr auf Langlaufski unterwegs ist und in Oberstdorf ihr erstes Rennen überhaupt bestritt. Mit ausgestreckten Armen deutete sie auf die idyllische Bergwelt und sagte: «Das ist besser als Olympia!»
Ursprünglich kommt Brusatin aus Cali, lebt aber mittlerweile in Norwegen und trainiert dort für ihr großes Ziel: «Ich will die erste Kolumbianerin sein, die an Sommer- und Winterspielen teilnimmt.» 2004 startete sie bei Olympia in Athen im Triathlon. Das nächste Ziel: Peking 2022.
Zu den Olympischen Winterspielen nach China will auch Regina Lorenzo Martinez. Für die Mexikanerin war der überschaubare Rummel der Geister-WM und das Interesse an ihr schon sensationell. Anders als manch ein Profi-Fußballer freute sie sich über jede Frage und bedankte sich lächelnd für die Zeit der Journalisten. «Mit Zuschauern wäre es schön gewesen, aber das hätte mich bestimmt abgelenkt», sagt die 28-Jährige und lacht.