Die deutsche Biathlon-Männerstaffel: Philipp Nawrath (l-r), Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Erik Lesser dem Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Luboš Pavlíèek/CTK/dpa)

Bei der WM war Erik Lesser noch am Boden zerstört, doch schon 13 Tage danach bejubelte er den ersten deutschen Staffelsieg seit mehr als vier Jahren.

Auch dank einer hervorragenden Leistung des 32-jährigen Startläufers haben die deutschen Biathleten beim Weltcup in Nove Mesto groß aufgetrumpft und die Konkurrenz düpiert.

An den letzten Staffelsieg konnte sich Erik Lesser kaum erinnern – obwohl er damals dabei war. Umso glücklicher war er mit Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Philipp Nawrath nach einem beeindruckenden Start-Ziel-Sieg mal wieder das Siegergefühl erleben zu können. Und sich selbst damit für sein persönliches Staffel-Waterloo bei der WM rehabilitierte. «Ich bin wieder in Normalform und hoffe, dass ich es morgen wiederholen kann», sagte der Routinier schon mit Blick auf den Sprint am folgenden Tag.

Nicht nur für ihn, auch für Bundestrainer Mark Kirchner war der erste Sieg seit dem 21. Januar 2017 in Antholz, bei dem auch Doll und Peiffer dabei waren, nach der enttäuschenden WM mit Staffelplatz sieben Balsam für die Seele. «Es ist vier Jahre her, da hat so ein Sieg immer eine besondere Bedeutung, weil wir ein paar Problemchen hatten. Wenn man so souverän gewinnt, ist es Balsam für das Team und hat eindrucksvoll bewiesen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt», sagte Kirchner im ZDF.

Bei der WM war Lesser noch am Boden zerstört, doch nun zeigte er seine Klasse. Auch dank seiner Leistung düpierte das mit nur fünf Nachladern überragende DSV-Quartett Russland um ganze 1:21,7 Minuten, Rang drei ging an Weltmeister Norwegen trotz drei Strafrunden. «Ich freue mich besonders für Erik, dass er heute gezeigt hat, was für ein grandioser Startläufer er ist», sagte Peiffer, der sich wie Doll noch gut an den Antholz-Sieg erinnern konnte.

Besonders bei Lesser war die Erleichterung groß, nachdem er bei der WM in Pokljuka als Startläufer einen so noch nie da gewesenen Einbruch erlebte und verantwortlich für das Debakel war. Auferstehung, Wiedergutmachung? Für Lesser nichts von beidem. «Ich wusste ja, dass es nicht meine normale Leistung war», sagte er. In Slowenien hatte Lesser, der in seiner langen Karriere immer mal wieder seine Comeback-Qualitäten unter Beweis stellen musste, die schlechteste WM seiner Karriere abgeliefert.

Danach kam viel Kritik auf. Doch Lesser wusste: er hatte zum ungünstigsten Zeitpunkt seinen schlechtesten Tag erwischt. «Ich bin froh, dass es nicht so geworden ist wie in Pokljuka. Aber es wäre auch schwer gewesen, das zu wiederholen», sagte der 32-Jährige. In Tschechien lieferte der Thüringer in eigentlich bekannter Manier ab: Liegend räumte er in 21,5 Sekunden alle fünf Scheiben ab, stehend brauchte er bei erhöhtem Risiko zwar zwei Nachlader – übergab aber dennoch mit 3,9 Sekunden auf Doll als Erster.

Am letzten Anstieg ging Lesser sogar am viermaligen Pokljuka-Weltmeister Sturla Holm Laegreid aus Norwegen vorbei. «Heute lief wieder alles ganz normal und dann kann ich auch dem Gesamtweltcup-Zweiten mal zeigen, dass ich auch am Anstieg nicht so schlecht bin», sagte Lesser sichtlich zufrieden: «Das, was letzte Runde passiert, wird hoffentlich jetzt wieder mal Normalität werden.»

Die gute Vorgabe nutzte der eigentliche Schlussläufer Doll und überzeugte mit nur einer Extra-Patrone am Schießstand. «Es macht tausendmal mehr Spaß, vorne weg zu laufen. Auch das Material hat gepasst», sagte der 30-Jährige. Auch Peiffer (33), der bei der WM mit Einzel-Silber die einzige Männer-Medaille holte, stand seinen Kollegen in nichts nach und der erstmals als Schlussläufer eingesetzte Nawrath (28) sicherte den Erfolg souverän ab.

Von Sandra Degenhardt, dpa

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