Biathletin Denise Herrmann freut sich auf den Olympia-Winter. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Denise Herrmann hat aus ihren Fehlern gelernt. «Ich versuche, relativ entspannt in die Saison reinzugehen», sagte die große Olympia-Medaillenhoffnung der deutschen Biathletinnen.

Im vergangenen Winter hatte sich die 32-Jährige vom ersten Tag an großen Druck gemacht, wollte gern beim Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup mitmischen. Ein Plan, der scheiterte. «Die letzte Saison war keine leichte, ich will wieder zu alter Stärke», sagte die Sächsin. Besondere Motivation sind für sie dabei die Winterspiele im Februar in Peking.

Weltcup-Auftakt in Schweden

Und wo könnte es besser losgehen als in Östersund? 2017 holte Herrmann nach ihrem Wechsel vom Langlauf dort ihren ersten Sieg im Weltcup, wurde 2019 in Mittelschweden erstmals Weltmeisterin. Diese positiven Erinnerungen nahm sie mit ins Flugzeug, als sie sich am Mittwoch mit der deutschen Mannschaft aus München auf den Weg nach Skandinavien machte. Am Samstag steht im Einzel über 15 Kilometer das erste Kräftemessen auf dem Programm. «Ich habe von der Basis her so ein hohes Level, dass – wenn es mit dem Schießen passt – ich immer ein Wörtchen mitreden kann», sagte die deutsche Nummer eins.

In diesem Winter werden wohl noch mehr Augen auf sie gerichtet sein als bisher. Durch den Rücktritt von Olympiasieger Arnd Peiffer bei den deutschen Männern fällt in der Mannschaft eine Führungsperson weg, die zudem auch ein Garant für Erfolge war. «Ich versuche, meine Hausaufgaben zu machen, und alles, was ich kontrollieren kann, kontrollierbar zu machen», sagte Herrmann. Die einst so überragende Läuferin hatte zuletzt etwas von ihrer Stärke eingebüßt und muss sich in der Loipe steigern. «Die Dichte wird einfach höher», sagte sie.

Favoritenrolle für die Norwegerinnen

Als Favoritinnen treten vor allem die Norwegerinnen Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Röiseland an, auch Dorothea Wierer aus Italien dürfte stark und motiviert sein. Für Herrmann stehen die Winterspiele über allem. «Was bis dahin passiert, ist der Weg zum Ziel, das Mittel zum Zweck», sagte die 32-Jährige. Das heißt: Erfolge werden gerne mitgenommen, aber es ist nicht entscheidend, schon zum Saisonbeginn immer ganz vorne dabei zu sein.

Zu weit hinten soll es aber auch nicht losgehen, wünscht sich der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler vom Deutschen Skiverband. «Das erste Rennwochenende ist immer wichtig für die Stimmung, das Selbstvertrauen und um zu sehen, wo man steht. Im Sommer gibt es da immer relativ wenig Vergleichsmöglichkeiten», sagte Eisenbichler. Immerhin kam Herrmann ohne Probleme durch die warmen Monate, war nie verletzt und konnte ihr Programm gewohnt routiniert abspulen.

«Am Anfang wird es im Laufen vielleicht etwas zäh losgehen», sagte Herrmann. «Ich denke, dass ich da relativ schnell wieder reinkomme und eine gute Basisleistung anbieten kann.» Das soll ihr schließlich die erste Olympia-Medaille bei den Skijägern bringen, nachdem sie 2014 in Sotschi mit der Langlauf-Staffel bereits Bronze gewonnen hatte. 2018 war sie in Pyeongchang mit dem Gewehr auf dem Rücken leer ausgegangen, vor allem Rang acht mit der favorisierten Frauen-Staffel um Laura Dahlmeier war damals eine herbe Enttäuschung.

Corona-Lage macht Sorgen

Sorgen bereitet ihre der Blick auf die Corona-Lage. In der Vorsaison kam es durch die Pandemie zu einigen Absagen und Verschiebungen, ähnliche Dinge könnten die Olympia-Vorbereitungen nun entscheidend stören. «Wichtig wäre, dass ich überall gesund an den Start gehen kann und dass wir alle wohlbehalten nach Peking kommen», sagte die siebenmalige Weltcupsiegerin Herrmann. «Es wäre schön, wenn ich meinen Leistungszenit in diesem Zeitraum habe.»

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

Von