Hat die Olympia-Norm bereits erfüllt: Franziska Preuß. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Schon nach zwei Saisonrennen fühlt sich Franziska Preuß befreit. «Es ist immer eine Erleichterung, wenn man schon relativ schnell die Olympia-Norm knackt», sagte die 27 Jahre alte Biathletin.

Dass sich die Ex-Staffelweltmeisterin so früh das Ticket für die Winterspiele im Februar 2022 in Peking gesichert hat, gibt der Bayerin vor der zweiten Weltcup-Woche im schwedischen Östersund viel Ruhe. «Dann hat man den Druck weg und kann einen Haken dahinter setzen. Ich war froh, dass das gleich passiert ist», sagte sie.

In China will sie bei ihren dritten Winterspielen in Bestform anreisen. Die Erinnerungen sind dabei bei ihr besonders speziell. 2014 war die damals erst 19 Jahre alte Preuß das traurige Gesicht des deutschen Misserfolgs. Am Tag des Bekanntwerdens des Doping-Falls um Evi Sachenbacher-Stehle kam die Frauenstaffel auf dem desaströsen elften Platz ins Ziel. Nichts klappte. Die junge Preuß stürzte erst, stand dann mit Tränen in den Augen am Schießstand. Nicht wenige glaubten, dass sie sich von dieser einschneidenden Erfahrung wohl nie richtig erholen wird. Doch genau das schaffte sie.

Neues Gewehr

Nach schwierigen Jahren mit Krankheiten und Rückschlägen verpasste sie 2018 in Pyeongchang nur hauchdünn Olympia-Bronze im Einzel und etablierte sich im vergangenen Winter als Dritte im Gesamtweltcup dauerhaft in der Spitze. Gemeinsam mit Denise Herrmann ist Preuß nun die Führungskraft im deutschen Team. «Mit den zwei Leistungsträgern sind wir auf einem sehr guten Weg», sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer zum Saisonstart. Als Einzel-Dritte sorgte die Sächsin Herrmann im ersten Rennen schon für den ersten Podestplatz, Preuß als Siebte des Sprints konnte ebenfalls früh überzeugen. «Ich bin grundsätzlich erst mal zufrieden mit dem Einstand», sagte Preuß.

Die siebenmalige WM-Medaillengewinnerin tritt mit einem neuen Gewehr an und hat sich mit ihrem Trainer Tobias Reiter auf den olympischen Winter vorbereitet. Seit dem Vorjahr arbeit sie wieder mit ihrer Vertrauensperson Reiter zusammen, der auch schon Co-Trainer der Nationalmannschaft war. Preuß setzt auf Individualität und wird dafür belohnt. «Mein Ziel war es jetzt noch nicht, läuferisch in Topform zu sein. Von daher freut es mich schon, dass man da jetzt schon vorne mit dabei ist und attackieren kann», sagte sie. Am Schießstand habe «noch nicht alles gepasst, aber es waren schon gute Anschläge dabei».

Das Wichtigste für sie selbst: «Das positive Gefühl nehme ich jetzt mit», sagte die gereifte Preuß vor dem Sprint am Donnerstag (13.45 Uhr/ARD und Eurosport) im eiskalten Mittelschweden. Temperaturen von unter minus zehn Grad werden am malerischen Storsjön-See erwartet.

Weniger krank

Infekte und Erkältungen warfen sie früher immer wieder zurück. Seit wegen der Corona-Pandemie strenge Hygiene-Maßnahmen herrschen, ist das vorbei. «Da merkt man erst mal, wie schön es ist, wenn man mit einem Flow von Woche zu Woche weitermachen kann», sagte Preuß: «Jede Krankheit kostet unheimlich viel Kraft.»

Nun kann sich die Staffel-Weltmeisterin von 2015 auf den Formaufbau konzentrieren. Tipps bekommt sie auch von ihrem langjährigen Partner Simon Schempp. Der Schwabe ist zwar in der Vorsaison zurückgetreten, trainiert aber regelmäßig mit seiner Freundin in der Wahlheimat Ruhpolding. Schempp war jahrelang Schlussläufer der deutschen Männerstaffel. Eine Rolle, die Preuß bei den Frauen übernahm und das Team so beispielsweise zum Heimsieg im Januar in Oberhof führte.

In Östersund steht am Samstag noch der erste Staffel-Wettbewerb der olympischen Saison an. Es könnte ein kleiner Fingerzeig in Richtung Winterspiele sein, doch beim Saison-Highlight dürfte es ohnehin viele Überraschungen geben. «Olympia wird speziell», sagte Preuß. Denn nach der Absage des Weltcups im Frühjahr kennt noch niemand die Strecken und den Schießstand. «Es soll sehr kalt und windig sein, von daher braucht man auch Glück an diesem Tag», sagte Preuß.

Von Thomas Wolfer, dpa

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