Es ist fast ein bisschen zum Verrücktwerden. Franziska Preuß schoss zwar im Weltcup-Sprint von Östersund nur einmal daneben, aber eben dieser eine Fehler war mal wieder einer zu viel.
«Ich will endlich mal diese null, null schießen, das ärgert mich schon ein bisschen», sagte Preuß. Auf Podestkurs liegend riskierte die 27 Jahre alte Biathletin im Stehendschießen viel und kassierte eine Strafrunde. Die 150 Extrameter kosteten die Ex-Staffelweltmeisterin am Ende ihren möglichen zweiten Weltcupsieg, aber auf jeden Fall den zweiten Rang, den sie als Fünfte und damit beste Deutsche um 11,7 Sekunden verpasste.
Bereits in der Vorsaison hatte die Weltcup-Gesamtdritte so das eine oder andere Podium knapp verfehlt. «Aber insgesamt bin ich zufrieden, das ist eine gute Ausgangsposition für Samstag», sagte Preuß der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das erste Verfolgungsrennen des Olympia-Winters an diesem Wochenende.
Olympia-Norm geknackt
Das starke deutsche Teamergebnis beim ersten Saisonsieg der fehlerfreien Österreicherin Lisa Theresa Hauser rundeten über die 7,5 Kilometer Denise Herrmann (1 Fehler/+ 43,1 Sekunden) als Neunte und die fehlerfreie Vanessa Voigt (+ 44,4 Sekunden) auf Rang zehn ab. Die 24 Jahre alte Thüringerin Voigt knackte damit überraschend früh als dritte Deutsche nach Preuß und Herrmann bereits die Olympia-Norm für Peking.
Die Männer von Bundestrainer Mark Kirchner schafften es nicht in die Top Ten. Beim zweiten Sprinterfolg des überragenden Schweden Sebastian Samuelsson landete Johannes Kühn in seinem ersten Einsatz im Weltcupteam mit der späten Startnummer 108 auf Rang zwölf und schaffte die halbe Olympia-Norm. Ex-Weltmeister Benedikt Doll als 14. und Roman Rees auf Rang 18 schafften es noch unter die besten 20. «Verrückt, wie da vorne die Post abgeht. Da reicht meine derzeitige Laufleistung nicht», sagte Ex-Weltmeister Benedikt Doll.
Vorgeschmack auf Peking
Herrmann hatte bei minus 13 Grad Celsius und leichtem Schneefall mit kalten Händen zu kämpfen, ein Vorgeschmack auf Peking, wo es im Februar auch bitterkalt werden soll. «Ich hatte überhaupt kein Gefühl, da habe ich gleich den ersten versemmelt, dabei wollte ich noch gar nicht abdrücken», sagte Herrmann, deren erster Schuss als einziger daneben ging. Dann musste sie mit ihren Eisfingern auch noch eine Extrapatrone nachladen. «Da habe ich viel Zeit liegen gelassen. Aber der Rest war in Ordnung, es geht in die richtige Richtung», sagte die 32-Jährige, die mit Fokus auf die Winterspiele in China geplant läuferisch noch nicht auf dem absoluten Toplevel ist.
Das deutsche Top-Duo überzeugte auf der schweren Strecke. Herrmann, die als Dritte des Auftakt-Einzels am vergangenen Samstag den ersten deutschen Podestplatz geholt hatte, lieferte die viertbeste Laufzeit ab, Preuß die Siebte. Voigt kann zwar läuferisch noch nicht mithalten, könnte sich aber mit weiteren guten Rennen im Weltcup-Team etablieren. «Die Olympia-Norm war noch nicht so präsent. Ich will jedes Rennen zeigen, dass ich zum Team gehöre», sagte sie der dpa: «Jetzt läuft man mit denen, denen man vorher im Fernsehen zugejubelt hat.» Noch nicht in Form sind Janina Hettich (25.) und Vanessa Hinz (53.).
Gegen den derzeit überragenden Samuelsson sind nicht nur die Deutschen chancenlos. So hatte Philipp Nawrath (38.), Sechster des ersten Saisonsprints, mit der besten deutschen Laufzeit diesmal 45,6 Sekunden Rückstand auf den Schweden.