Der Riesenslalom war einst eine deutsche Paradedisziplin: WM-Titel, Olympiasiege und etliche Weltcup-Erfolge fuhren die heimischen Athleten über die Jahrzehnte ein.
Für das Damen-Team des DSV aber sieht es nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg als bis dato letzter Spitzenathletin immer düsterer aus in der alpinen Kerndisziplin. Beim Riesentorlauf von Courchevel sprangen am Montag erneut kein Finalplatz und keine Punkte heraus.
Nachdem es schon zum Auftakt in Sölden und im ersten Courchevel-Event am Samstag Nullnummern gegeben hatte, ist ein historischer Tiefpunkt erreicht: In der mehr als 50-jährigen Weltcup-Geschichte gab es für den Deutschen Skiverband noch nie drei Damen-Riesenslaloms nacheinander ohne Zähler. Und es kam bisher noch nicht vor, dass in zwei Rennen in der Disziplin keine Deutsche im zweiten Durchgang war.
In diesem Corona-Winter aber sind die vorderen Plätze ganz weit weg. «Und das wird auch nicht besser, da braucht man keine Wunder erwarten», sagte Bundestrainer Jürgen Graller der Deutschen Presse-Agentur, nachdem am Montag Andrea Filser als 41., Lisa Marie Loipetssperger auf Rang 46 und Marlene Schmotz nach einem Ausfall deutlich die Quali für das Finale verpasst hatten.
Der Coach erinnert dabei auch an das Verletzungspech, das das Team im Riesenslalom ereilte. Schmotz als potenzielle Top-Fahrerin hatte sich in der Vorsaison das Kreuzband gerissen. In ihrem Aufbauprogramm sei sie aktuell «absolut nicht auf dem Level, dass sie wettkampfbereit ist», analysierte Graller. «Dieses Niveau muss man sukzessive aufbauen.» Und die junge Martina Willibald, die im Riesenslalom als Talent gilt, fehlt die ganze Saison wegen eines Kreuzbandrisses.
Auf eine neue Viktoria Rebensburg, die am Wochenende erstmals als TV-Co-Kommentatorin auftrat, muss der DSV wohl noch länger warten. Aufgeben will Graller aber freilich nicht und betonte: «Man muss kämpfen, keine Wunder erwarten, brutal arbeiten und dran bleiben.»