Nach der Wahl zum Präsidenten der Eisschnellläufer übte sich der sonst so dominante Matthias Große erst einmal im Understatement.
«Noch heute Morgen war ich der festen Überzeugung, dass ich es nicht werde. Jetzt bin ich vom Unwählbaren zum klaren Präsidenten geworden», meinte der Lebensgefährte von Olympiasiegerin Claudia Pechstein nach der Entscheidung der Mitgliederversammlung des Verbandes in Frankfurt.
Mit 70 Ja- und nur fünf Nein-Stimmen fiel das Votum für den Berliner Immobilien-Manager bei zwölf Enthaltungen unerwartet deutlich aus. 80,45 Prozent der Stimmen der Landesverbände und Vereine konnte der 52-Jährige auf sich vereinen. Auch drei Mitglieder seines Wunschpräsidiums wurden in geheimer Abstimmung gewählt. Ein weiteres Zeichen setzte die Versammlung mit der Umbenennung des Verbandes, der künftig Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft heißen, aber weiter DESG abgekürzt wird.
Er sei stolz auf das Wahlergebnis, meinte Große, sagte aber: «Es ist jetzt nicht die Zeit zu feiern, sondern zu arbeiten.» Sein Ziel sei es, «die DESG zu neuer Stärke zu führen.» Vor dem Wahlgang hatte Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes für einen Neuanfang im finanziell angeschlagenen Verband geworben. Er habe eine «Aufbruchstimmung» ausgemacht, seit Matthias Große den seit zehn Jahren sportlich erfolglosen Verband kommissarisch führt. Ausdrücklich wollte Hörmann seine Rede nicht als «Wahlempfehlung» gewertet wissen, sagte aber: «Große ist einer, der anpackt.»
Kritisch beobachtete Moritz Geisreiter als Aktivensprecher die Wahl, bei der er selbst nicht vor Ort war. Im Vorfeld hatte der 32-Jährige Große einen Mangel an Kommunikation vorgeworfen. Im Interview des «Spiegel» spekulierte der Inzeller nun, warum sich keiner der Aktiven offen gegen den neuen Präsidenten stellte. «Ein Grund für die Stille mag sein, dass sich mancher bei der Neuordnung des Verbands eine bessere Ausgangsposition erhofft. Matthias Große fordert Loyalität und Einpassung in seine Vorstellungen. Er mag keine Kritiker», sagte der frühere Langstreckler.
Seit dem Rücktritt der einstigen Präsidentin Stefanie Teeuwen im November 2019 war die DESG führungslos. Große hatte in 96 Tagen im kommissarischen Amt mit rigorosen Maßnahmen für Aufsehen gesorgt und Bundestrainer Erik Bouwman sowie Sportdirektor Matthias Kulik gefeuert. Als seine nächsten Aufgaben sieht er nun die Präsentation eines Bundestrainers und die Aufdeckung finanzieller Ungereimtheiten. «Es gab schwere Vergehen, die aufgeklärt werden müssen», sagte er.
Erste Details dazu wurden in der nicht öffentlichen Sitzung von der Task Force präsentiert. «Ich hoffe, bis zum Frühsommer können wir Ergebnisse aufweisen», sagte Frank Bornschein als Mitglied dieses Gremiums und der Initiative «DESG retten».
«Noch nie hat ein Präsident so viel für die Basis unseres Verbandes getan wie Matthias Große in den vergangenen Wochen. Er hat einen Vertrauensvorschuss bekommen», schätzte der Berliner ein. Für das finanzielle Überleben der DESG wird auch das Unternehmen B&O-Gruppe aus Bad Aibling sorgen, das den Verband bis 2026 als Hauptsponsor unterstützen will.