Der brutale Sturz von Norwegens Top-Skispringer Daniel Andre Tande wird das sportliche Geschehen beim Weltcup im slowenischen Planica weiter überschatten.
Der 27-Jährige war nach einem heftigen Aufprall im Probedurchgang «intubiert und mechanisch beatmet» worden, über Nacht befindet er sich nun in Ljubljana im künstlichen Koma, um sein Gehirn zu entlasten. Die Ärzte hoffen, nach weiteren Tests am Freitagnachmittag positive Neuigkeiten zum Gesundheitszustand verkünden zu können.
Wie es mit Tande weitergeht, ob und welche Schäden langfristig bleiben könnten und welche weiteren Verletzungen er sich neben einem schon diagnostizierten Schlüsselbeinbruch noch zugezogen hat, war zunächst offen. «Es gibt wichtigere Sachen als ein Podest. Manchmal kann man froh sein, wenn man auf beiden Füßen landet», sagte der bestürzte deutsche Topathlet Karl Geiger. Der Allgäuer, der Tande im Dezember 2020 als Flug-Weltmeister folgte, war am Donnerstag direkt nach dem schwer gestürzten Norweger dran – und erlebte schwer belastende Momente.
«Ich wollte gleich wissen, was ist los. Da haben sie gesagt: Sie wissen noch nicht, ob er überlebt», sagte Geiger. Der Notfalleinsatz, um Tande nach dem gravierenden Zwischenfall an der Schanze am Leben zu halten, endete erfolgreich. Die geschockte norwegische Delegation bedankte sich ausdrücklich. Sportchef Clas Brede Braathen bezeichnete die erste Hilfe an der riesigen Anlage im «Tal der Schanzen» als «hochprofessionell».
Während an der Schanze am Freitag (15.00 Uhr/ZDF und Eurosport) das nächste Einzel gesprungen wird, stehen bei Tande in der Klinik der slowenischen Hauptstadt weitere Tests an. «Die ersten Tests sind sehr vielversprechend. Jetzt warten wir 24 Stunden bis die Tests wiederholt werden», wurde Chefarzt Tomislav Mirkovic am Donnerstagabend vom Skiweltverband Fis zitiert.
Tande war am Nachmittag gegen 14.30 Uhr in seinem Probeversuch in Schieflage geraten und mit hoher Geschwindigkeit nach 78 Metern auf den Vorbau der Skiflugschanze geknallt. Tande, der nach dem Aufprall reglos den extrem steilen Hang heruntergerutscht war, wurde nach der Notversorgung per Helikopter ins Krankenhaus gebracht. Das folgende Springen mit Sieg von Ryoyu Kobayashi (Japan) vor Markus Eisenbichler und Geiger geriet zur Nebensache.