Roman Rees als erster Deutscher im Gelben Trikot seit fast 15 Jahren, dazu das Wahnsinns-Comeback von Franziska Preuß als Zweite und insgesamt vier Podestplätze – das deutsche Biathlon-Team hat im schwedischen Östersund einen denkwürdigen Weltcup-Auftakt gefeiert.
Vor allem der erste Weltcup-Erfolg von Rees im Einzel über 20 Kilometer vor seinem ebenfalls überragenden Teamkollegen Justus Strelow, was den ersten Doppelerfolg für deutsche Skijäger seit mehr als sechseinhalb Jahren bedeutete, überstrahlte alles. «Unglaublich. Ich kann es immer noch nicht glauben. Es war sicher für mich und auch andere eine Überraschung. Es fühlt sich mega gut an», sagte Rees, ehe er gefeiert vom Team mit einem strahlenden Lächeln auf das Siegerpodium sprang.
Dank an die Techniker
Am kommenden Samstag trägt der 30-Jährige nun im Sprint das gelbe Leibchen des Gesamtweltcupführenden – das hatte als letzter Deutscher am 6. Dezember 2008 der dreimalige Olympiasieger Michael Greis getan. Rees schoss zwar einen Fehler, setzte sich aber auch dank tollen Materials nach 20 Kilometern mit 12,1 Sekunden vor Strelow durch. Den letzten deutschen Doppelerfolg hatten Simon Schempp und Erik Lesser am 20. Januar 2017 beim Massenstart in Oberhof gefeiert. «Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich war mir sicher, da kommen noch die Norweger», sagte der 26-jährige Strelow nach dem ersten Weltcup-Podium seiner Karriere. Zu den Technikern sagte er: «Danke für die Ski.»
Denn die Norweger, in den letzten Testrennen ob ihres tollen Materials mit dem neuen fluorfreien Wachs der Konkurrenz noch enteilt, hatten diesmal nichts zu melden. «Ich ziehe meine Hut», sagte der drittplatzierte Johannes Thingnes Bö (2 Fehler/+ 25 Sekunden) in der ARD. Der Gesamtweltcupsieger aus Norwegen, der in der Vorsaison inklusive WM 19 Saisonrennen gewann, konnte auf der Schlussrunde nicht wie gewohnt kontern.
Motivationsschub für DSV-Damenteam
Einen außerordentlichen Glücksmoment erlebte auch die immer wieder von gesundheitlichen Problemen gebeutelte Preuß: Sie verpasste bei ihrem Comeback über die 15 Kilometer den Sieg gegen die Italienerin Lisa Vittozzi nur um winzige 0,1 Sekunden. «Schade, so nah war ich noch nie am Gelben Trikot dran. Aber ich gebe nicht auf, es geht jetzt erst los und ich bin einfach nur erleichtert», sagte die 29-Jährige. Die Vorsaison hatte sie noch im Januar abbrechen müssen und auch die Heim-WM in Oberhof verpasst. Danach kam wieder ein Ärzte-Marathon inklusive Rücktrittsgedanken – nun ist sie zurück in der Weltspitze.
Die erst durch Trainerentscheid ins Weltcup-Team gerückte Preuß (0 Fehler) und Vanessa Voigt als Dritte (0 Fehler/+ 10,1 Sekunden) sowie Sophia Schneider auf Rang fünf (1 Fehler/+ 1:01,0 Minuten) sorgten nach dem Rücktritt von Denise Herrmann-Wick (34) gleich für den erhofften Motivationsschub im DSV-Damenteam. Denn die Olympiasiegerin und Weltmeisterin hatte in der Vorsaison für alle Einzelpodestplätze gesorgt. «Das war ein mega Rennen und vor allem ein herausragendes Schießen. Das freut mich sehr. Weiter so», sagte Herrmann-Wick (34) der dpa.
Vor allem für Preuß könnte es endlich der Startschuss in eine bessere Zeit werden. Denn in der Vergangenheit musste sich die einst als ähnlich talentiert wie Laura Dahlmeier – im März 2017 letzte Deutsche in Gelb – geltende Bayerin mehr mit ihrer Gesundheit beschäftigen als ihrer Karriere. Auch an so eine Leistung war vor zwei Wochen bei den Testrennen im norwegischen Sjusjoen noch gar nicht zu denken. Da war Preuß, die davor mal wieder mit einer Erkältung zu tun hatte, weit weg von der Konkurrenz. «Die letzten Wochen waren nicht so einfach. Von daher bin ich mega stolz auf mich. Ich hoffe, dass es so weitergeht», sagte Preuß.