Karl Geiger reckte den Daumen nach oben und grinste ganz zufrieden. Der Mann im Gelben Trikot hat zum Start in die Vierschanzentournee eine ordentliche Qualifikation in seiner Heimat Oberstdorf hingelegt.
«Die Anreise war sehr angenehm kurz. Ich mag das Stadion hier, ich mag die Leute hier. Es ist schön hier, auch wenn das Wetter nicht so mitspielt», sagte Geiger nach seinem zweiten Platz in der Quali, bei der er sich im peitschenden Regen nur Japans Ryoyu Kobayashi geschlagen geben musste.
Und dass er nun als Favorit startet? «Ich bin eigentlich ganz zufrieden», sagte der 28-Jährige – und grinste wieder. Geiger als Zweiter und Markus Eisenbichler auf Rang sechs lieferten eine ordentliche Vorstellung, die Mut für den Start am Mittwoch (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) macht. Insgesamt schafften es sechs deutsche Springer in den Wettkampf – nur Olympiasieger Andreas Wellinger flog als 51. knapp am Finale der besten 50 Athleten vorbei.
Unwetterartige Szenen von der Schanze
Zum Start der 70. Ausgabe des Traditionsevents waren es tatsächlich spektakuläre Bilder, die vom Schattenberg um die Welt gingen. Doch sie unterschieden sich massiv von dem, was sich die Veranstalter vorgestellt hatten. Die Kameras fingen zunächst nicht rekordverdächtige Flüge oder tolle Telemark-Landungen ein, sondern unwetterartige Szenen.
TV-Experte Sven Hannawald versuchte sich mit einem Riesenregenschirm vor dem Niederschlag zu schützen. In der ARD kommentierte er: «Ein Dilemma wäre, wenn man es irgendwie durchprügelt und die Bedingungen gar nicht dafür geschaffen sind.» Doch genau das passierte in der Folge – und es ging erstaunlich gut, war man zwischenzeitlich schon von einem Abbruch ausgegangen.
«Es ist echt ein bisschen verrückt und schade»
Und in der Leaderbox saß der deutsche Rückkehrer Severin Freund, der mit Startnummer zwei in Führung gegangen war und über eine Stunde nicht mehr abgelöst wurde. «Es ist echt ein bisschen verrückt und schade. Vor Weihnachten war perfektes Winterwetter, das schaut heute leider etwas anders aus», sagte der Routinier.
«Ein zweiter Heizstrahler wäre noch ganz gut gewesen», scherzte er über die lange Zeit in der einsamen Box im Auslauf. Am Ende reichte es für den 33 Jahre alten Ex-Weltmeister zum neunten Platz, er hat damit die Qualifikation für den Auftakt locker geschafft.
Nach Angaben von Rennleiter Sandro Pertile pfiff der Wind teilweise mit 13 Metern pro Sekunde in den Schanzenhang. «Das ist wirklich zu viel für die Athleten», stellte Pertile fest. Nach einer 30 Minuten langen Pause ging es weiter. Das Tempo sollte fortan gesteigert werden, um einer nächsten Wetterfront zu entgehen.
Statt im Minutentakt flogen die Athleten nun alle 40 Sekunden von der WM-Anlage im Allgäu. Trotz des heftigen Regens harrten 50 bis 100 Begeisterte an einem Hügel aus, um den coronabedingten Zuschauerausschluss zumindest teilweise zu umgehen.