Markus Eisenbichler ist bereit für die große Prüfung Vierschanzentournee. Mit breitem Grinsen und der Faust grüßte Deutschlands bester Skispringer in die Fernsehkameras.
Ein zweiter Platz im Wintersport-Paradies Engelberg macht Eisenbichler im Duell mit Dauersieger Halvor Egner Granerud zuversichtlich. Gut eine Woche vor dem Tournee-Start in Oberstdorf kündigte «Eisei» selbstbewusst an: «Ich freue mich echt auf Oberstdorf. Da werde ich attackieren.» Am Vortag hatte Eisenbichler bereits als Vierter überzeugt.
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war erleichtert. «Wir können mit den Top-Leuten zufrieden sein», sagte der Coach und meinte damit Eisenbichler und Pius Paschke, der am Sonntag Rang fünf belegte. Für den Norweger Granerud war es der fünfte Weltcupsieg am Stück. Die Vierschanzentournee könnte zu einem großen Zweikampf zwischen dem Gelb-Träger und Herausforderer Eisenbichler werden. «Dass ich Zweiter werde, ist saugeil», befand Eisenbichler in der ARD.
Anders als Engelberg, wo «Eisei» an diesem Wochenende immer wieder haderte, liegt die Anlage in Oberstdorf dem Deutschen. «Ich habe vor, gut zu springen. Die Schanzen kommen mir entgegen», sagte der 29-Jährige. Horngacher gab am Sonntag das Ziel aus, die Tournee zu gewinnen. «Sonst brauchen wir nicht anzutreten.»
Neben Eisenbichler kamen nur zwei weitere DSV-Athleten in die Punkte. Paschke als Fünfter und Martin Hamann (21.) sind in ordentlicher Form und sollten für den sechsköpfigen A-Kader für die Tournee gesetzt sein. Horngachers Teamfazit klang am Fuße des Gross-Titlis wenig begeistert. «Sehr durchwachsen. Die Sprünge sind nach wie vor nicht auf dem Niveau, wie wir uns das vorstellen», sagte der Tiroler.
Hinter Top-Mann Eisenbichler, der seit Wochen ein Garant für große Weiten und tolle Platzierungen ist, nimmt der Coach aber jede Menge Fragezeichen mit in die kurze Weihnachtspause vor der Tournee. Der symptomfreie Flug-Weltmeister Karl Geiger befindet sich weiter in Oberstdorf in Quarantäne und hofft, bis zur ersten Qualifikation in seiner Heimat am 28. Dezember wieder dabei sein zu können.
«Mich ärgert es extrem, dass ich nicht nach Engelberg fahren durfte», sagte Geiger in einem Video, das die ARD veröffentlichte. An seine Teamkollegen richtete der 27-Jährige aus, dass «wir uns hoffentlich bei der Tournee oder baldmöglichst wiedersehen.» Für Geiger sind es turbulente Wochen: Jüngst folgten beim Skifliegen Gold im Einzel, Silber im Team, die Geburt seiner Tochter Luisa und der positive Corona-Test innerhalb von sechs Tagen aufeinander.
Neben Geiger muss sich Horngacher auch um mehrere Leistungsträger aus der jüngeren Vergangenheit sorgen. Olympiasieger Andreas Wellinger und Ex-Weltmeister Severin Freund sammelten in Engelberg überhaupt keine Punkte, Richard Freitag wurde bislang noch gar nicht für den Weltcup berufen. Bei der Tournee könnte er zur nationalen Gruppe gehören. Doch der Fokus beim Saison-Höhepunkt um den Jahreswechsel wird sich ohnehin voll auf Eisenbichler richten.