Im Traum lief es für Benedikt Doll im Sprintrennen bei der anstehenden Biathlon-WM schon mal vielversprechend. «Ich war top motiviert und es war ein guter Wettkampf», sagte der Weltmeister von 2017 der Deutschen Presse-Agentur. Bis zur Siegerehrung ging sein nächtlicher Traum zwar nicht, aber im besten Fall erfüllt sich der 33 Jahre alte Routinier bei seiner mutmaßlich letzten Weltmeisterschaft den Wunsch von seiner zweiten Einzelmedaille – vielleicht sogar wieder in Gold.
Gibt es ein Wetterchaos?
Am Mittwoch ist der Start des bis 18. Februar dauernden Saisonhöhepunktes mit der Mixed-Staffel (17.20 Uhr/ARD und Eurosport) geplant. Problematisch könnten das Wetter und vor allem der Wind werden, eine Absage droht aber nicht. «Momentan ist nichts in Gefahr. Das Schneedepot ist voll», sagte Daniel Böhm, der Sportdirektor des Weltverbandes IBU, der dpa am Dienstag.
Kommunikationsdirektor Christian Winkler ergänzte: «Es ist sicher nicht einfach. Aber die Organisatoren machen hervorragende Arbeit. Dennoch gilt es für alle Beteiligten, in ihren Abläufen flexibel zu sein, so wie es in einer Outdoor-Sportart gang und gäbe ist.»
Deutsche Träume
«Ich habe sehr große Lust drauf, das mal wieder zu erleben. Mal wieder bei einer Siegerehrung zu sein und vielleicht läuft auch die deutsche Hymne. Ich habe Bock drauf, in den Rennen alles zu geben, um das zu erkämpfen», sagte Doll. Überwindet er seine Schießprobleme der vergangenen Rennen, könnte für den zweimaligen Saisonsieger was drin sein – auch wenn er in der Vorbereitung etwas verschnupft war.
Nach dem bisherigen Saisonverlauf gehören die Deutschen zu den Medaillenkandidaten. Insgesamt vier Siege sowie neun weitere Podestplätze in den Einzelrennen, dazu sechs Podien in den Staffeln und der erste deutsche Weltcup-Erfolg in der Single-Mixed durch Vanessa Voigt und Justus Strelow machen berechtigte Hoffnungen.
Hohe Erwartungen, aber keine Vorgaben
Ein konkretes Medaillenziel gibt es laut Sportdirektor Felix Bitterling indes nicht, aber die eine oder andere soll es schon sein. «Wir wollen da Medaillen gewinnen. Ich bin überzeugt davon, dass wir es drin haben, den einen oder anderen Weltmeister zu stellen», sagte er dem BR. Der Cheftrainer der Männer, Uros Velepec, sagte: «Ich klopfe auf Holz: Wir haben momentan eine gute gesundheitliche Situation im Team. Die Athleten sind hoch motiviert für die WM-Rennen.»
Experten rechnen mit DSV-Team
«Es ist für die deutsche Mannschaft möglich, in jedem Rennen eine Medaille zu gewinnen», sagte die zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier (30) der dpa. Zwar müsse im entscheidenden Moment alles passen, aber ein Plus sei, dass die Deutschen nicht wie in der Vergangenheit oft auf die Schwäche der anderen hoffen müssen. «Sie haben gezeigt, dass sie es aus eigener Kraft schaffen können.»
Zu den Medaillenanwärterinnen gehört auf jeden Fall Franziska Preuß. «Eine Einzelmedaille zu holen, ist meine Motivation», sagte die 29-Jährige, die bei ihren drei Podestplätzen in diesem Winter einen Sieg nur knapp verfehlt hatte. Chancen auf Einzelmedaille hat auch Vanessa Voigt.
Und auch Philipp Nawrath, der zum Start schon das Gelbe Trikot des Weltcupführenden trug, und Johannes Kühn könnten im Idealfall mitmischen. «Ich habe das Gefühl, dass ich in einer super Form bin», sagte Nawrath. In der Staffel standen die Männer in allen Weltcup-Rennen auf dem Podium, eine Medaille ist ebenso drin wie bei den Frauen. Sie standen schon zwei Mal in dieser Saison als Dritte auf dem Staffelpodest. In der Mixed-Staffel lief es in dieser Saison bisher allerdings noch nicht gut.
Norweger-Festspiele in Tschechien
Zu schlagen gilt es bei den Männern die Norweger. Das Team um den fünfmaligen Oberhof-Weltmeister Johannes Thingnes Bö hat in diesem Winter bisher sechs Dreifach-Erfolge und viele weitere Podien geholt. «Es ist aber nicht so wie in den letzten Jahren, wo sie sich den einen oder anderen Fehler mehr erlauben konnten. Sie müssen genauso gut schießen, um vorn zu sein», sagte Doll.
Bei den Frauen sind die Weltcup-Gesamtführende Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen, die Italienerin Lisa Vittozzi und die beiden Französinnen Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon die Top-Favoritinnen.
Nove Mesto bisher kein Glücksort für Deutsche
An den WM-Ort Nove Mesto haben die DSV-Skijäger nicht die besten Erinnerungen. Bei der WM 2013 gab es erstmals seit 1986 keine Goldmedaille. Lediglich die damals 35-jährige Andrea Henkel holte im Einzel Silber, die Männer-Staffel gewann Bronze.
Im März 2021 feierten die Männer dort jedoch ihren bislang letzten Weltcup-Staffelsieg. «Das war ein sensationeller Erfolg und ein geniales Erlebnis», sagte Nawrath, der dieses Gefühl mit seinen Teamkollegen nur zu gern wieder erleben würde.