Will im Viererbob den Titel: das Team um Francesco Friedrich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa/Archivbild)

Nach seinem ersten WM-Coup im Zweierbob stellt sich für Johannes Lochner und Co. die Frage: Verzockt sich Seriensieger Francesco Friedrich in der Königsklasse Viererbob wieder?

An diesem Wochenende muss der zweimalige Doppel-Olympiasieger Friedrich das richtige Set-up finden. Klar ist, er vertraut seinem Schlitten. «Da haben wir alle Möglichkeiten, die es gibt», sagte er. Der langjährige Vorzeigepilot genießt nach dpa-Informationen ein Vorgriffrecht beim Material – kann quasi als Erster wählen.

Entscheidet der Schnee?

Da die Viererbob-Flotte des Berliner Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) mit unterschiedlichen Prototypen und Ausbaustufen des 410er nicht so breit aufgestellt ist wie die Zweierbobs der Männer und Frauen, könnte das ein Vorteil für Friedrich im internen deutschen Duell sein. Aber nur, wenn «man die richtige Kufe und die richtige Politur wählt», betonte der 32 Jahre alte Friedrich, der wie kein anderer Pilot mit seinem Team die Kufen unter dem Motto «jede Hundertstel zählt» über mehrere Stunden poliert. 

Allerdings kann der erwartete Schneefall plötzlich zur entscheidenden Komponente werden. Auf der Natureisbahn sind die Bobs mit der hohen Startnummer bei Sonnenschein im Vorteil, weil der Wasserfilm die Piste schnell macht. Bei Schneefall wirkt der Effekt nicht. «In der nacholympischen Saison müssen wir mit dem Peking-Material leben. Das muss für St. Moritz nicht optimal sein, deshalb versuchen wir mit bestehenden Komponenten die beste Einstellung zu finden», sagte FES-Projektleiter Bob, Enrico Zinn, der Deutschen Presse-Agentur.

Material beendet Siegesserie

Im Zweierbob-Rennen war Friedrichs Materialwahl suboptimal. Die breitere Kufe, die in der Bahn weniger Eis zerstört, sollte für eine höhere Geschwindigkeit sorgen. «Wir sind noch breiter geworden von der Kufe, das wurde nicht belohnt, wir haben die ganze Nacht geschuftet, um noch irgendwas zu verändern», sagte der Rekordweltmeister und gab zu: «Hansi hatte ein besseres Händchen beim Material. Wir haben in die andere Richtung gepokert, es war genau falsch.» Die schmalere Kufe bei Lochner hatte aufgrund der in St. Moritz eher lang gezogenen Kurven nicht so eine große Zerstörung im harten Natureis, sorgte für mehr Grip und am Ende für eine sichere Fahrlinie, die auch schnell war.

Die Welt rückt zusammen – Linie entscheidend

In der Königsklasse Viererbob ist die Dichte der Weltelite laut Cheftrainer René Spies noch größer: «Da wird das Rennen eine noch engere Kiste.» Denn der im Weltcup punktgleich mit Friedrich führende Brite Brad Hall hat mit dem Wallner-Bob ein Top-Gefährt. Hinzu kommen die Schweizer um Michael Vogt mit einem von Wolfgang Stampfer optimierten Wallner-Bob.

So sehr Friedrich auch immer Perfektionist ist, entscheidend bleibt die Linie in der 1722 Meter langen Bahn. «Das Wichtigste ist, dass man gleich von oben sauber reinkommt, nicht quer steht – das hat Hansi einfach viel besser gemacht als alle anderen», lobte er seinen bayerischen Dauer-Rivalen. Dieser ist so locker und schnell wie kaum zuvor: «Mir macht es gerade Spaß, ich mache mir auch keine Gedanken darüber, wie lange ich das noch mache. Ich fahre einfach jeden Tag Bob. Das ist nichts anderes als wenn ich sonst zum Skifahren gehe, genauso mache ich es jetzt weiter, mal sehen, was die Zukunft bringt.» 

Das Signal für den Bayer ist klar: Patzt Dominator Friedrich, muss er da sein. Nur so ist Ausnahmepilot vom BSC Sachsen Oberbärenburg, der in der Königsklasse die letzte Niederlage in einem wichtigen Rennen 2016 in Innsbruck gegen Oskars Melbardis erlitt, zu bezwingen. Damals führte Friedrich klar zur Halbzeit, setzte dann im Sonnenschein auf die falsche Kufe und wurde vom Letten noch abgefangen. Ein Jahr später wurde er zeitgleich mit Lochner in Königssee erstmals Viererbob-Weltmeister. Danach dominierte er bei WM und Olympia durchgängig.

Frank Kastner, dpa

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