Das deutsche Team um Eric Frenzel (l) freut sich über Silber. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Der ganz große Zock der deutschen Kombinierer um den historisch erfolgreichen Eric Frenzel blieb unbelohnt. Nach einem hochdramatischen WM-Rennen holte das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch im slowenischen Planica nur die Silbermedaille hinter Topfavorit Norwegen mit Jarl Magnus Riiber.

Weinbuch selbst wirkte am Mittwoch von dem Rennen elektrisiert, das Duell Riiber gegen Julian Schmid wenige Momente vor dem Zieleinlauf nervte ihn aber mächtig. «Die letzten 400 Meter gefallen mir nicht, da war auch eine Unsportlichkeit von Riiber dabei. Das behindert ihn», sagte Weinbuch, der Protest gegen die Wertung eingelegt hatte. Dieser wurde vom Weltverband Fis abgewiesen. «Wir wollen einen Fight, aber wir wollen einen fairen Fight. Da war aus meiner Sicht die Grenze überschritten», stellte der Coach klar. Bronze holte sich Österreich um Schlussläufer Johannes Lamparter.

Deutsches Team mit Silber «sehr, sehr glücklich»

Das deutsche Quartett mit Frenzel, Schmid, Johannes Rydzek und Olympiasieger Vinzenz Geiger scheiterte am Ende am ausgebufften Riiber, der nach viel Taktiererei und Trödelei am Ende den Schlussspurt gewann. «Dass ein Jarl Magnus Riiber nicht sonstwer ist, wussten wir. Julian hat alles gegeben. Mit dieser Silbermedaille können wir sehr, sehr glücklich sein», sagte Frenzel in der ARD.

Dass er nun mit 18 WM-Medaillen der meistdekorierte männliche Athlet in der Geschichte von nordischen Ski-Weltmeisterschaften ist, wurde angesichts der Dramatik fast zur Nebensache. Zuvor hatte er sich die Bestmarke mit Norwegens Langlauf-Legende Björn Dählie geteilt. Als Startläufer war Frenzel zum Norweger Espen Andersen aufgelaufen und hatte das enge Rennen, das am Ende mit Österreich zu einem Dreikampf wurde, erst ermöglicht.

«Es war wirklich ein Rennen, welches beflügelnd war. Ich habe gewusst, ich kann heute nicht verlieren. Das sieht sehr gut aus», sagte der 34 Jahre alte Olympiasieger noch während des Rennens. Frenzel jubelte mit erhobener linker Faust Richtung Tribüne, die Fans waren auf seiner Seite. Erst danach entwickelte sich ein Krimi, den die trödelnden Norweger und Deutschen mutwillig in Kauf nahmen. «Wir haben gezockt ohne Ende. Wir haben einiges an Zockerei hinnehmen müssen und immer wieder die Österreicher rankommen lassen», sagte Weinbuch. ARD-Experte Ronny Ackermann nannte den WM-Wettbewerb «eins der spannendsten Staffelrennen, das wir je gesehen haben».

Frenzel seit 2009 bei jeder WM mit Medaille

Der ganz große Zock auf Gold ist für Deutschland zwar nicht aufgegangen, für Frenzel war das 18. Edelmetall bei einer WM trotzdem jede Menge wert. An die Historie dachte er aber in diesem Moment nicht. «Das ist noch gar nicht angekommen, ich bin gedanklich noch bei dem Rennen», sagte Frenzel. Womöglich war es das letzte große Staffelrennen seiner langen und glorreichen Laufbahn, in der es seit 2009 bei jeder WM mindestens eine Medaille gab.

Offen über ein Karriereende spricht Frenzel zwar nicht, es deutet aber einiges darauf hin. Die nächsten Olympischen Winterspiele sind drei Jahre entfernt, die junge Konkurrenz – auch in Deutschland – wird immer stärker. «Er muss so arbeiten, dass er überhaupt dran bleibt. Er muss alles wieder neu lernen. Er hat wieder alles reingelegt, hat die Ernährung umgestellt. Er ist ein Kämpfer, unglaublich», sagte Weinbuch über Frenzel. Der 62-Jährige könnte selbst nach diesem Winter als Bundestrainer aufhören.

Von Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

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