Die Hymne für Deutschlands Skisprung-Helden war kaum verklungen, da gingen die Schanzen-Festspiele von Oberstdorf mit einer farbenfrohen Lasershow und dröhnender Ballermann-Musik zu Ende.
Stolz hatte sich Lokalmatador Karl Geiger zuvor in seiner Heimat die vierte Medaille umhängen lassen, doch auch für Kumpel Markus Eisenbichler, Rückkehrer Severin Freund und WM-Debütant Pius Paschke war dieser Gold-Coup im Team etwas ganz Besonderes. «Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Jungs. Das war unser Ziel», sagte Stefan Horngacher, dessen erste WM als Deutschlands Chefcoach mit insgesamt vier Medaillen und jeder Menge Glücksgefühle endete.
Der Teamerfolg von der Großschanze vor Österreich und Polen wurde zu einem Krimi, doch Gigant Geiger bewahrte wieder einmal die Nerven und führte nach dem Mixed-Team auch das Männer-Quartett als Schlussmann zur Titelverteidigung im Allgäu. «Das werden wir heute richtig genießen», kündigte der 28 Jahre alte Großereignisspezialist an. Mit vier WM-Medaillen, dem Titel bei der Skiflug-WM, einem Tournee-Einzelsieg in seinem Heimatort Oberstdorf sowie Gesamtrang zwei bei der Tournee ist er der große Abräumer dieses Winters.
Nervenstark und cool, so präsentierte sich in der wundervoll verschneiten Bergidylle am Samstag aber das ganze Quartett. Paschke ist mit 30 Jahren erstmals Weltmeister. «Das ist wirklich Wahnsinn. Es ist der emotionalste Skisprung-Tag, den ich erlebt habe», sagte der WM-Neuling. Kapitän und Schlussmann Geiger, der im Finale diesmal Dawid Kubacki und Stefan Kraft besiegte, wurde von Paschke als «eine Maschine» tituliert. «Er liefert immer ab, wenn es zählt.» Genau so war es in den vergangenen acht turbulenten WM-Tagen unter Corona-Bedingungen.
Eisenbichler schlug einen Tag nach seinem Sturz im Einzel zurück und zeigte zwei überragende Sprünge. Der Dank galt im Anschluss auch seiner Freundin, die ihn am Freitagabend via Telefon noch aufgebaut habe. «Ich mag diese Teamwettkämpfe einfach, wir reisen das ganze Jahr zusammen. Ich sehe meine Teamkollegen mehr als meine Freundin», sagte der 29 Jahre alte Bayer, der zwei seiner drei Titel von 2019 erfolgreich verteidigen konnte. Mit insgesamt sechs WM-Goldmedaillen steht er nun auf einer Stufe mit Skisprung-Legenden wie Matti Nykänen aus Finnland oder Österreichs Gregor Schlierenzauer.
Begeistert war auch der 32 Jahre alte Routinier Freund, der sechs Jahre nach seinem Coup von Falun auf die WM-Bühne zurückkehrte und nun wieder ganz oben steht. «Man kann’s erahnen, was es mir bedeutet nach der ganzen Zeit», sagte der Älteste des Quartetts. Der Sieg sei «mega» und «unglaublich». Eisenbichler hob Freund gar explizit «als Vorbild» hervor und sagte: «Das freut mich mega für ihn.» Ein Tag wie dieser zeige für «Eisei», warum er diesen Sport so sehr mag. «I hupf mit a paar Spezln die Schanze owi und am Ende wird abgrechnet.»