Zu den Klängen slowenischer Volksmusik hüpfte das deutsche Gold-Quartett losgelöst durch den Auslauf der Skisprung-Schanze. Angeführt von Einzel-Weltmeisterin Katharina Althaus, die zum großen Star dieser WM in Planica werden könnte, hat sich Deutschland wie bei der Premiere 2019 mit dem WM-Titel im Teamspringen belohnt.
Althaus, Anna Rupprecht, Luisa Görlich und Selina Freitag setzten sich in einem packenden Wettkampf vor den zweitplatzierten Österreicherinnen und Norwegen auf dem Bronzerang durch. «Ich bin so stolz auf die Mädels. Es war einfach tipptopp. Es hat einfach nur Spaß gemacht», sagte die völlig begeisterte Görlich. Rupprecht, die den Titel bei frühlingshaften Temperaturen in Badelatschen feierte, ergänzte: «Das haben wir klasse gemacht. Wir haben alle die Nerven behalten, obwohl wir alle echt scheiße-nervös waren.»
Für die 24 Jahre alte Görlich war es der mit Abstand größte Erfolg der bisherigen Karriere, für Althaus keine 48 Stunden nach ihrem Titel im Einzel bereits das zweite Gold im Tal der Schanzen. Mit Deutschland-Fahne um die Hüften absolvierte sie bestens gelaunt den Interview-Marathon nach dem Triumph.
Nächste Goldchance
Die 26-Jährige aus Oberstdorf ist in der Form ihres Lebens und hat schon an diesem Sonntag die nächste Goldchance. «Ich habe versucht, mich auf mich zu konzentrieren. Aber ich bin richtig nervös geworden», sagte sie. Vor ihrem finalen Sprung hatte Althaus als letzte Athletin lange warten müssen – es war eine echte Zitterpartie.
Rund 1500 Zuschauer, die mit lauten Tröten und Fahnen für Stimmung sorgten, sahen einen echten Skisprung-Krimi. «Gratulation an die Mädels. Ich bin einfach nur glücklich und fertig», sagte Bundestrainer Maximilian Mechler im ZDF. Die Anspannung aus dem Wettkampf war ihm deutlich anzusehen.
Die deutschen Flugkünstlerinnen zeigten von Beginn an einen starken Wettbewerb. Schon nach dem ersten Durchgang führte das Team des Deutschen Skiverbands (DSV) – allerdings sehr knapp. Dicht hinter Deutschland folgte Norwegen. Auch Österreich um die Gesamtweltcupführende Eva Pinkelnig, die slowenischen Gastgeberinnen und Japan waren nicht weit weg.
Althaus überragend
Mit Sätzen auf 97 und 94,5 Meter stach Althaus im Team von Mechler auf der Normalschanze erneut heraus. Die Allgäuerin, die zuvor schon insgesamt fünfmal WM-Gold in ihrer Karriere geholt hatte, ist in diesem Winter wieder besonders gut. Sechs Weltcupsiege in der laufenden Saison unterstreichen das. Auch Rupprecht und Freitag zeigten mit Flügen auf 99 und 97 Meter im zweiten Durchgang ihre Klasse in der beeindruckenden Bergwelt Planicas. Wie ihr Bruder Richard, der als Teil ihres Fanclubs an der Schanze emotional mitfieberte, hat Selina Freitag nun auch ihren WM-Titel.
Bei der Heim-Weltmeisterschaft in Oberstdorf vor zwei Jahren hatte das deutsche Quartett als Titelverteidiger noch einen enttäuschenden fünften Platz belegt. Auch im Mixed-Wettbewerb mit den Männern an diesem Sonntag zählt das DSV-Team zu den Medaillenkandidaten. Althaus freut sich zudem auf den Großschanzen-Wettkampf, zu dem sich ein eigener Fanbus aus ihrer Allgäuer Heimat angekündigt hat.