Erst freudestrahlend auf dem Podium, dann chancenlos: Biathletin Denise Herrmann hat ihren «Licht-und-Schatten-Start» in den Olympia-Winter gelassen genommen.
Nach dem tollen dritten Platz im Einzel von Östersund musste sich die 32-Jährige im ersten Sprint der neuen Weltcup-Saison mit Rang 25 zufriedengeben. «Ich weiß, dass ich mehr kann. Ich nehme die Rennen jetzt zum Reinkommen, das habe ich von Anfang an gesagt», sagte die 32-Jährige nach ihren zwei Strafrunden und dem deutlichen Rückstand auf Siegerin Hanna Öberg gelassen. Ab kommenden Donnerstag kann sie in drei weiteren Rennen in Mittelschweden erneut angreifen.
Nawrath auf Rang sechs – Olympia-Norm geknackt
Ähnlich wie Herrmann erging es Philipp Nawrath. Im Sprint schaffte er beim überlegenen Sieg des Schweden Sebastian Samuelsson als Sechster sein zweitbestes Weltcupergebnis und machte damit sein katastrophales Einzelrennen tags zuvor mit sieben Fehlern und Rang 80 vergessen. «Danke ans Team, jeder hilft einem da, das schnell zu vergessen. Ich wusste, dass ich es besser kann», sagte der 28-Jährige nach dem Erreichen der Olympia-Norm im ZDF.
Mit dem besten Männer-Ergebnis des ersten Weltcup-Wochenendes verhinderte er nach den Rücktritten von Olympiasieger Arnd Peiffer sowie Simon Schempp, dass die Schützlinge von Bundestrainer Mark Kirchner erstmals seit 16 Jahren ohne Top-Ten-Ergebnis nach den ersten beiden Einzelrennen dastehen.
Fokus auf Olympia
Auch Herrmann und Preuß als Sprint-Siebte haben die interne Qualifikation für Peking schon in der Tasche. Die frühere Langläuferin Herrmann, die auf den schweren Strecken in Östersund 2017 ihre ersten beiden Weltcupsiege feierte und 2019 Verfolgungs-Weltmeisterin wurde, ist läuferisch noch nicht in Topform. Und das ist so eingeplant. In der Vorsaison hatte sie noch offensiv das Ziel Gesamt-Weltcup ausgegeben und war gescheitert. Jetzt liegt der Fokus voll auf Olympia. Bis dahin ist die Devise: Erfolge werden gerne mitgenommen, aber es ist nicht entscheidend, schon zum Saisonbeginn immer ganz vorne dabei zu sein.
«Die Saison ist noch lang. Ich bin froh, dass ich noch nicht in Topform bin. Zum Saisonhöhepunkt dürfen die Kräfte nicht ausgehen, so dass man noch was draufsetzen kann», sagte Herrmann schon mit dem Blick auf den Saisonhöhepunkt im Februar in China. Preuß, in der Vorsaison Dritte im Gesamtweltcup, schoss im Sprint einmal daneben. Wieder ein Fehler zu viel, der ihr schon im vergangenen Winter die eine oder andere Topplatzierung mehr verbaute. «Das ist ärgerlich, aber die Basis passt auf alle Fälle gut», sagte die 27-Jährige.
In den Rennen, die erstmals nach der Geister-Vorsaison wieder vor Zuschauern stattfanden, überzeugte auch Anna Weidel (25), die als einzige Deutsche am Wochenende alle Scheiben abräumte. Sie schaffte ebenso wie Vanessa Voigt (24) die halbe Olympia-Norm.
Männer-Team im Umbruch
Sprint-Ex-Weltmeister Benedikt Doll musste sich derweil mit den Plätzen 32 und 18 (Sprint) begnügen. «Läuferisch fehlen noch ein paar PS, die Topleute laufen einem ganz schön weg, aber ich bin trotzdem ganz zufrieden», sagte der Schwarzwälder. Justus Strelow und Roman Rees schafften schon mal die halbe Olympia-Norm.
An «einige Siege» seiner alten Teamkollegen glaubt Ex-Weltmeister Schempp nicht. «Ich glaube, dass es vermessen wäre, konstante Topleistungen vom deutschen Team zu erwarten», sagte der Uhinger im Interview mit «t-online.de». Er (12) und Peiffer (10) hatten im Weltcup zusammen 22 Siege geholt, der derzeitige Kader kommt durch Lesser und Doll auf insgesamt vier Erfolge.