Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde legte eine starke Abfahrt auf der Streif hin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa)

Thomas Dreßen feuerte frustriert seinen Helm in den Schnee. Kurz zuvor hatte Ehrengast Arnold Schwarzenegger von der Tribüne aus anerkennend dem überlegenen Sieger Aleksander Aamodt Kilde zugeprostet.

Für Deutschlands besten Abfahrer Dreßen endete das Ski-Spektakel auf der legendären Streif mit einem Sturz und vorzeitig. Kilde behielt im Schneegestöber von Kitzbühel den Durchblick und raste mit 0,67 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Franzosen Johan Clarey zum siebten Saisonsieg – trotz eines Bruchs an der Hand.

Nach seinem 13. Platz im Rennen am Freitag war Dreßen guter Dinge in die prestigeträchtige Hahnenkamm-Abfahrt gegangen. Doch der Spaß, den er in den Tagen von Tirol bis dahin hatte, verging dem Streif-Sieger von 2018 schnell. Schon im oberen Streckenabschnitt hatte er Probleme. In der Alten Schneise rutschte er dann weg und war ganz draußen. «Da bist du im ersten Moment einfach nur sauer, weil du dich halt hingelegt hast und so ein Depp bist», sagte Dreßen. Er war aber nicht nur auf sich sauer, sondern «auch auf gewisse Umstände, wo man was hätte machen können».

Schlechte Sicht in Kitzbühel

Er habe die Schläge wegen des Schneefalls nicht richtig gesehen, erklärte der 29-Jährige. «Die Bodensicht war gleich Null.» Im Wissen, dass es schneien würde, hätten die Organisatoren doch an den entsprechenden Stellen blaue Farbe in die Piste geben können. Zudem kritisierte Dreßen die Entscheidung, dass der Start nicht ein Stück nach unten verlegt worden war. Die Athleten würden vor vollendete Tatsachen gestellt, sagte er dem ZDF. «Dass wir Athleten da kein Mitspracherecht haben, verstehe ich nicht.» 

Sorgen um seine Gesundheit machte sich der ohnehin von Hüft- und Knieoperationen geplagte Dreßen nach seinem Sturz jedoch nicht. «Natürlich gibt’s was Besseres, als auf die linke Hüfte zu fallen, die mir eh schon wehtut», sagte er. «Aber das geht schon.»

Dreßens Teamkollegen Romed Baumann und Josef Ferstl zeigten sich trotz der schwierigen Bedingungen in besserer Verfassung als bei der Kitzbühel-Abfahrt am Freitag. Baumann fuhr als Achter in die Top Ten, Ferstl verpasste sie als Elfter nur knapp. Andreas Sander und Dominik Schwaiger belegten die Plätze 19 und 37.

Kraftpaket Kilde feierte derweil bereits den fünften Abfahrts-Sieg in dieser Saison – und ein Happy End seiner wilden Ritte über die gefürchtetste Piste im Weltcup. Beim Training am Donnerstag hatte er einmal in den Schnee greifen müssen und dabei einen kleinen Bruch nahe des rechten Handgelenks erlitten. Im Rennen am Freitag war der 30-Jährige fast in den Fangzaun gerast und letztlich nur 16. geworden. «Das ist sicher einer meiner größten Siege», sagte er nun. Zigtausende Fans bejubelten Kilde nach seinem zweiten Erfolg in Kitzbühel im Zielraum. Während der genervte Dreßen schimpfte.

Christoph Lother und Jordan Raza, dpa

Von