«2026 wird es höchste Zeit», dass auch die Frauen in der nordischen Kombination an Olympischen Spielen teilnehmen, findet Svenja Würth. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Svenja Würth hat das alles so ähnlich schon einmal mitgemacht. Als die heute 28-Jährige 2012 ihr Weltcup-Debüt bei den Skispringerinnen feierte, war die Sportart längst nicht so weit wie heute und die Olympia-Premiere der Flugkünstlerinnen stand noch aus.

Mittlerweile sind sie längst fester Bestandteil des olympischen Programms, doch Würth gehört nicht mehr dazu. Sie ist in die Nordische Kombination gewechselt und betreibt damit die einzige Sportart, in der es bei Winterspielen nur Männerwettbewerbe gibt.

«Ich finde, im Jahr 2021 sollte das schon alles ein bisschen gerechter ablaufen und sollten wir die Sportart auch machen dürfen», sagt Würth der Deutschen Presse-Agentur. Für Olympia in Peking im kommenden Februar wird das nichts mehr. Vier Jahre später könnte es dann soweit sein, eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

«2026 wird es höchste Zeit»

«2026 wird es höchste Zeit, dass unser Sport endlich olympisch wird», sagt Würth. Bundestrainer Klaus Edelmann meint: «Die Entscheidung im Juni 2022 für die Aufnahme der Damen-Kombination ins olympische Programm für 2026 ist aus meiner Sicht unbedingt notwendig, um insgesamt die Disziplin Nordische Kombination – männlich und weiblich – auf ein höheres Niveau und eine größere internationale Breite zu entwickeln.»

Im Vergleich mit anderen Wintersport-Disziplinen wie dem Biathlon oder dem alpinen Skisport liegen die Kombiniererinnen beim Thema Gleichberechtigung weit zurück. Würth und ihre Teamkolleginnen sind kaum im Fernsehen zu sehen. Einen Weltcup gibt es erst seit der vergangenen Saison. Und eigene Skitechniker haben die Allrounder auf der Skisprungschanze und in der Langlaufloipe laut Würth auch nicht.

Im Wintersport generell sei die Geschlechtergerechtigkeit «als zeitgemäß und gut zu bewerten», sagt Dirk Schimmelpfennig, Leistungssport-Vorstand beim Deutschen Olympischen Sportbund. «Wir sehen, dass dies durch Mixed- und Team-Wettbewerbe in den Disziplinen der Sportarten Rodeln, Biathlon, Skispringen, Eisschnelllaufen und Eiskunstlaufen bereits auf einem sehr guten Weg ist. Die Entwicklung dürfte aber auch im Wintersport noch nicht abgeschlossen sein.»

Frauen-Kombination entwickelt sich schrittweise

Die noch junge Nordische Kombination für Frauen entwickelt sich erst schrittweise weiter. Bei der nordischen Ski-WM 2021 wurde erstmals eine Weltmeisterin gekürt. Für diesen Winter wurde der Weltcup-Kalender ausgebaut. Nachdem es 2020/21, auch coronabedingt, nur ein einziges Weltcuprennen gab, sind nun immerhin zehn Wettkämpfe geplant – darunter ein Mixed mit den Männern.

Würth hofft, dass es davon in Zukunft noch mehr geben wird. Gemeinsame Wettkämpfe mit deutschen Wintersportgrößen wie Eric Frenzel oder Johannes Rydzek sollen einen Schub geben. «Ich weiß das vom Damen-Skispringen: Da war es auch so, dass das Mixed-Team der Sportart unglaublich viel Medienpräsenz gebracht hat und ein wichtiger Meilenstein war, um das Damen-Skispringen voranzubringen», sagt sie.

Beim Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende in Norwegen ist ein solcher Wettkampf zwar nicht angesetzt, doch die Sportlerinnen profitieren schon alleine von der Präsenz ihrer männlichen Kollegen, die ebenfalls in Lillehammer Station machen. «Dann haben wir die Techniker von den Männern, die wir nutzen können, und den Koch», erklärt Würth, die mit Blick auf die neue Saison von einem «Schritt in die die richtige Richtung» spricht. Sie hofft darauf, irgendwann den gleichen Weltcup-Kalender wie die Männer zu haben.

Olympia-Auftritt hätte Strahlkraft

Die größte Strahlkraft bei der Weiterentwicklung des Sports hätte ein olympischer Auftritt. «Wenn die Sportart olympisch ist, werden sich viel mehr Türen für uns öffnen», sagt Würth. «Da hängt relativ viel mit dran: Das Budget, die Förderung, die wir so nicht haben. Wir müssen recht oft schauen, wo wir bleiben und haben wenig zur Verfügung.» Lobend erwähnt sie die Unterstützung der Bundeswehr und der Bundespolizei, für die sie selbst arbeitet. Ansonsten ist noch viel Luft nach oben.

Ihren Wechsel vom Skispringen zur Kombination bereut Würth trotzdem nicht. «Da haben viele den Kopf geschüttelt und gefragt, warum ich mir das antue», sagt sie und gibt gleich selbst die Antwort: «Mir macht es einfach wahnsinnig viel Spaß.» Als Skispringerin verpasste sie die Winterspiele zweimal. Sollte ihr neuer Sport nun olympisch werden, könnte sich 2026 ein Kreis schließen.

Von Thomas Eßer, Patrick Reichardt und Andreas Schirmer, dpa

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