Yuzuru Hanyu aus Japan in Aktion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Meissner/AP/dpa)

Der Zweikampf um die Flughoheit im Eiskunstlauf zwischen Weltmeister Nathan Chen und Olympiasieger Yuzuru Hanyu könnte bei den Winterspielen 2022 in Peking in eine neue Dimension führen.

Nach dem phänomenalen Sprung-Festival des Amerikaners Chen in der Kür bei der Eiskunstlauf-WM in Stockholm kündigte sein Erzrivale aus Japan an, das Rotations-Arsenal um die schwierigste Variante zu erweitern: «Ich will wieder anfangen, den vierfachen Axel zu üben, weil ich der erste Mensch sein will, der ihn in einem Wettkampf sauber landet.»

Die Niederlage gegen Chen und den erst 17 Jahre alten Landsmann Yuma Kagiyma, der ihn noch auf den Bronzerang abdrängte, will der große asiatische Schlittschuh-Großmeister nicht auf sich sitzen lassen. «Ich habe viele Ideen zu den Olympischen Spielen», sagte Hanyu, der in seiner Heimat wie ein Nationalheld gefeiert wird. «Gute und schlechte Erfahrungen haben mich zu einem besseren Läufer gemacht. Ich werde alles tun, um mein Bestes zu geben.» In Peking strebt er nach 2014 und 2018 das Olympia-Gold Nummer drei an. Dies schaffte bisher nur der Schwede Gillis Grafström (1920, 1924, 1928).

Nach einer der besten und anspruchsvollsten Küren der WM-Geschichte mit fünf perfekten Vierfach-Sprüngen ist Nathan Chen jedoch in die Favoritenrolle für die Peking-Spiele geschlüpft. «Es ist schwer vorherzusagen, was die Zukunft bringt, viele Dinge ändern sich schnell in einer Sportart», meinte 21-Jährige aus Salt Lake City. «Bis dahin wird man noch Läufer sehen, die verrückte Dinge versuchen.»

Dass die Anzahl der Vierfach-Sprünge der Erfolgsfaktor bei Olympia sein wird, hält er «definitiv nicht für richtig». Allerdings schließt er nicht aus, dass der vierfache Axel über Gold entscheiden könnte. «Dieser Typ [Hanyu] wird ihn machen, also muss ich auch herausfinden, wie er geht», kündigte Chen, der seit 2018 ungeschlagen ist, an.

Vielleicht wird bei den Vielfliegern in der olympische Arena auch das den Unterschied ausmachen, was zwischen den Sprüngen passiert: die Eiskunst. Chen setzte bei seinem dritten WM-Triumph in Serie auch noch künstlerische Akzente und machte so die Kür zum perfektem Ganzen.

Die glanzlose Final-Darbietung von Hanyu machte den Weg zur Silbermedaille für seinen potenziellen japanischen Nachfolger frei. Der 17 Jahre alte Yuma Kagiyama blieb im ersten großen Medaillenkampf seines Lebens cool, nutzte die Chance und schnappte sich Silber – mit «nur» einem vierfachen Salchow und zwei vierfachen Toeloops.

Zwei weitere Varianten der Vierfach-Rotationen will er bis zum Olympia-Winter einstudieren. Für ihn ist das aber nicht das Nonplusultra: Anstatt die sehr schwierigen Sprünge mit geringer Genauigkeit anzugehen, will er «lieber ein perfektes und qualitativ hochwertiges, stabiles Programm» für Peking entwickeln.  

Von Andreas Schirmer, dpa

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