Nach ihrem Wahnsinns-Comeback genoss Franziska Preuß das lange vermisste Gefühl auf dem Siegerpodium glücklich lächelnd in vollen Zügen.
Dass die immer wieder von gesundheitlichen Rückschlägen gebeutelte Biathletin im ersten Saison-Einzelrennen als Zweite den Sieg gegen die Italienerin Lisa Vittozzi nur um die Winzigkeit von 0,1 Sekunden und damit das erste Gelbe Trikot für eine Deutsche seit mehr als sechseinhalb Jahren verpasste, konnte sie angesichts ihrer Leidensgeschichte verschmerzen.
Motivationsschub für DSV-Damenteam
«Schade, so nah war ich noch nie dran. Aber ich gebe nicht auf, es geht jetzt erst los und ich bin einfach nur erleichtert», sagte die 29-Jährige nach den schweren 15 Kilometern im frostigen Östersund. Die Vorsaison hatte sie noch im Januar abbrechen müssen und auch die Heim-WM in Oberhof verpasst. Danach kam wieder ein Ärzte-Marathon inklusive Rücktrittsgedanken – nun ist sie zurück in der Weltspitze.
Die erst durch Trainerentscheid ins Weltcup-Team gerückte Preuß (0 Fehler) und Vanessa Voigt als Dritte (0 Fehler/+ 10,1 Sekunden) sowie Sophia Schneider auf Rang fünf (1 Fehler/+ 1:01,0 Minuten) sorgten nach dem Rücktritt von Denise Herrmann-Wick (34) gleich für den erhofften Motivationsschub im DSV-Damenteam. Denn die Olympiasiegerin und Weltmeisterin hatte in der Vorsaison mit drei Siegen sowie zwei dritten Plätzen für alle Weltcup-Einzelpodestplätze gesorgt. «Das war ein mega Rennen und vor allem ein herausragendes Schießen. Das freut mich sehr. Weiter so», sagte Herrmann-Wick (34) der Deutschen Presse-Agentur.
Vor allem für Preuß, die von ihrem Freund und Ex-Weltmeister Simon Schempp unterstützt wird, könnte es endlich der Startschuss in eine bessere Zeit werden. Denn in der Vergangenheit musste sich die einst als ähnlich talentiert wie Laura Dahlmeier – letzte Deutsche in Gelb – geltende Bayerin mehr mit ihrer Gesundheit beschäftigen als ihrer Karriere. Auch an so eine Leistung war vor zwei Wochen bei den Testrennen im norwegischen Sjusjoen noch gar nicht zu denken. Da war Preuß, die davor mal wieder mit einer Erkältung zu tun hatte, weit weg von der Konkurrenz. Das musste sie erst mal «zwei, drei Tage verdauen». Auch, dass sie erstmals nur durch Trainerentscheid ins Team kam, war eine neue Erfahrung.
Voigt und Schneider zeigen ihr Potenzial
«Die letzten Wochen waren nicht so einfach. Von daher bin ich mega stolz auf mich. Mir sind 1000 Steine vom Herzen gefallen. Ich hoffe, dass es so weitergeht», sagte Preuß. Sie ging nach ihrem finalen Schießen mit einem Lächeln in die Schlussrunde, konnte die zwölf Sekunden Vorsprung auf die laufstarke Vittozzi aber denkbar knapp nicht halten. Geht es so weiter, ist ihr zweiter Weltcupsieg nach dem Massenstart im heimischen Ruhpolding am 20. Januar 2019 nur eine Frage der Zeit.
Auch Voigt und Schneider zeigten ihr Potenzial. «Ich habe mich selbst heute ein bisschen überrascht, aber die Renneinteilung war nicht optimal», sagte Voigt (26) gewohnt selbstkritisch. Nachwuchshoffnung Selina Grotian (19) wurde nach sieben Fehlern indes nur 77.