Biathletin Franziska Preuß hat ihren sechsten Platz im Verfolgungsrennen verteidigt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Am Ende der medaillenlosen ersten WM-Woche waren die ernüchterten deutschen Biathleten schon wieder nur Statisten. Johannes Kühn belegte im Verfolgungsrennen mit mehr als drei Minuten Rückstand den 15. Rang, zuvor hatte Franziska Preuß jeweils als Sechste in Sprint und Verfolgung noch für die besten Ergebnisse in Nove Mesto gesorgt.

Mit dem erhofften Edelmetall wurde es in Tschechien aber nichts. Wie zuletzt 2021 auf der Pokljuka in Slowenien ging die einst erfolgsverwöhnte Mannschaft bei einer WM in der ersten Woche leer aus. Gründe dafür waren bei Plusgraden und Dauerregen neben nicht konkurrenzfähigen Ski auch schwache Schießleistungen der Männer.

«Ich weiß auch nicht, ob ich enttäuscht bin oder nicht. Das ist ein komisches Gefühl», sagte Preuß, die mit großen Hoffnungen angereist war. Deutlicher wurde Teamkollegin Vanessa Voigt: «Ich weiß jetzt schon, dass ich im Hotel erst mal mein Handy ausmachen werde. Man ist jetzt am Boden der Tatsachen.» Als 15. zeigte die Thüringerin im Jagdrennen zwar eine halbwegs annehmbare Leistung, beim erneuten Sieg der Französin Julia Simon hatte sie mit knapp drei Minuten Rückstand aber nicht den Hauch einer Chance. Janina Hettich-Walz (25.) und Sophia Schneider (37.) waren noch schwächer.

Norwegisches Podest bei den Männern

«Das erste Feedback war relativ klar, dass die Ski wieder nicht grandios waren. Da brauchen wir nicht drum herumzureden», sagte Sportdirektor Felix Bitterling: «Speziell bei der Franzi tut es natürlich weh mit der Schießleistung und in der Verfassung, in der sie ist. Mit guten Ski kann sie da vorn hinlaufen.»

Auch Preuß selbst hatte kein gutes Gefühl. Zwar zeigte sich die 29-Jährige «grundsätzlich zufrieden», fügte aber an: «Aber irgendwie wünscht man sich, dass man sich mit nur einem Fehler nach vorn kämpft.» Das gelang nicht, stattdessen verlor sie zusätzlich rund 20 Sekunden auf die Spitze. Simon (1 Fehler) holte derweil im dritten Rennen ihr drittes Gold und jubelte schon nach dem letzten Schießen. Die Italienerin Lisa Vittozzi (1) schnappte sich Silber, die Französin Justine Braisaz-Bouchet (4) Bronze.

Bei den Männern ging Gold an Johannes Thingnes Bö (3), Silber und Bronze gewannen seine norwegischen Landsmänner Sturla Holm Laegreid (2) und Vetle Sjaastad Christiansen (3). Wie schon im Sprint gingen alle Medaillen an die Skandinavier. Kühn leistete sich als bester Deutscher ebenso vier Fehler wie Benedikt Doll, der nur 16. wurde.

Deutsche Ski leiden auf der schlechten Strecke

«Es ist sehr hart. Ich musste echt mit den Tränen kämpfen. Man reißt sich ein ganzes Jahr den Arsch auf und dann so was zum Höhepunkt», sagte Voigt derweil. Zu deutliche Kritik am Material verkniff sich die Olympia-Vierte im Einzel, sagte aber: «Ich glaube, wir haben da Redebedarf.» Den hatte es schon tags zuvor gegeben, als auch die Männer wegen der schlecht oder falsch präparierten Ski im Sprint nicht in der Lage waren, mit der Konkurrenz mitzuhalten oder sogar anzugreifen. Benedikt Doll war beim Sieg des Norwegers Sturla Holm Laegreid am Samstag als 13. noch der Beste. Offenbar konnten die Probleme auf der durch den Regen aufgeweichten Strecke nicht gelöst werden.

Im Vorjahr hatte die zurückgetreten Denise Herrmann-Wick bei der Heim-WM in Oberhof noch Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung gewonnen. Nun steht die Mannschaft des Deutschen Skiverbandes vor dem Einzel der Frauen am Dienstag (17.10 Uhr/ARD und Eurosport) schon unter Druck. Eigentlich sollte es in zwölf Entscheidungen nach starken Vorleistungen am besten mehrere Medaillen geben – nun bleiben in der zweiten Hälfte nur noch sieben Gelegenheiten. Eine Weltmeisterschaft ohne deutsche Medaillen bei Männern und Frauen hatte es noch nie gegeben. Das schwächste Resultat fuhr die Mannschaft bei der vorherigen WM in Nove Mesto ein, 2013 gab es nur einmal Silber und einmal Bronze.

Team will den «Reset-Knopf» drücken

«Ich hoffe, dass es noch mal ein Stück weiter nach vorn geht», sagte Preuß. Zum Auftakt hatte die ehemalige Weltmeisterin mit der Mixed-Staffel schon eine Medaille vor Augen, nach einer Strafrunde gab es allerdings nur den fünften Platz.

«Ich versuche jetzt einfach, die Emotionen alle rauszulassen und dann den Reset-Knopf zu drücken. Wir haben WM-Woche eins und dann heißt es Vollangriff», sagte Voigt, die ungewohnt offen sprach. Es gehe nicht darum, das Material allein für die schwachen deutschen Leistungen verantwortlich zu machen. «Das will ich auf keinen Fall sagen», stellte die 26-Jährige klar: «Wir müssen die Bedingungen so nehmen, wie sie sind, auch wenn es sehr, sehr schwer ist für den Kopf.» Die Mannschaft werde sich trotz des holprigen Starts nicht geschlagen geben, sagte Voigt: «Aber es kostet jetzt doch noch mehr Energie.»

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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