Markus Eisenbichler fluchte hemmungslos drauf los. «Es kotzt mich an sowas, dass man einfach nicht warten kann», sagte der emotionale Bayer nach seinem elften Platz bei der Olympia-Generalprobe der Skispringer in Willingen.
«Scheißdreck da», rief Eisenbichler im Interview des ZDF. Der 30-Jährige regte sich furchtbar darüber auf, dass er im zweiten Durchgang bei schwierigen Bedingungen springen musste. Ganz anders war die Stimmung bei seinem Kumpel Karl Geiger. Der Oberstdorfer verabschiedete sich mit einem zweiten Platz Richtung Peking und eroberte das Gelbe Trikot des Führenden im Gesamtweltcup zurück.
«Heute war echt ein cooler Wettkampf – nochmal zwei gute Sprünge», resümierte Geiger. Mit seinen Flügen auf 139,5 und 140 Meter musste er sich nur dem norwegischen Sieger Marius Lindvik geschlagen geben. Dritter wurde der Slowene Cene Prevc vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi, der dadurch wieder von Geiger im Gesamtklassement überholt wurde.
«Es war wieder ein ziemlich turbulenter Wettkampf», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher und ergänzte: «Die Leistung von Karl war wieder sehr gut.» Zu Eisenbichler sagte der Österreicher: «Auch der Markus hat gute Sprünge gemacht. Der letzte war leider unter erschwerten Bedingungen.» Eisenbichler landete schon nach 115,5 Metern. Nach dem ersten Durchgang und einem Satz auf 144 Meter hatte der Siegsdorfer noch auf Rang drei gelegen.
Schwierige Wetterbedingungen
An einem verrückten Weltcup-Wochenende mit Wind-Chaos und mehreren Stürzen hatten beide deutschen Topspringer tags zuvor im windigen und verregneten Upland einen Stimmungsdämpfer hinnehmen müssen. Geiger und Eisenbichler hatten Pech mit den wechselnden Bedingungen und waren weit vom Kampf um die Podestplätze entfernt.
In dem Wettbewerb, der nach dem ersten Durchgang abgebrochen wurde, belegte Geiger nur den 19. Platz, Eisenbichler landete auf Rang 29. Große Aussagekraft mit Blick auf Peking hat das wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen der Springer aber nicht, genauso wie Eisenbichlers Sprung im zweiten Durchgang am Sonntag.
Zum Abschluss der Willingen-Tage schafften es aus Horngachers Team in Lokalmatador Stephan Leyhe (17.), Andreas Wellinger (22.) und Severin Freund, der 24. wurde, noch drei weitere Athleten in die Weltcup-Punkte. Pius Paschke und Constantin Schmid schieden dagegen nach dem ersten Durchgang aus. Die beiden sind anders als die Olympiasieger Freund und Wellinger in China dabei. «Ich bin richtig wütend, weil das nicht hätte sein müssen», sagte Schmid zu seinem Sprung auf nur 105 Meter.
Abruch nach einem Durchgang
Bei den Frauen, die erstmals auf der riesigen Schanzenanlage dabei waren, überzeugte Katharina Althaus mit zwei zweiten Plätzen. Wegen starken Windes wurden die Wettkämpfe am Samstag und Sonntag jeweils nach einem Durchgang abgebrochen.
Völlig gegensätzliche Gefühle binnen kürzester Zeit erlebte die Österreicherin Marita Kramer. Die Führende im Gesamtweltcup gewann den ersten Einzelwettbewerb und erhielt anschließend ein positives Corona-Testergebnis. Ob es die überragende Springerin dieses Winters trotzdem noch nach Peking schafft, ist offen.
Dort dabei sein will auch Selina Freitag. Die Sächsin sorgte mit einem spektakulären Sturz für einen Schreckmoment, verletzte sich aber nicht schwerer.
An diesem Montag brechen die Springerinnen und Springer auf Richtung Peking. Dort sind sie am Samstag erstmals auf der spektakulären Olympia-Schanze gefordert.