Wechselte im Sommer 2016 vom Langlauf zum Biathlon: Denise Herrmann-Wick. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roman Koksarov/AP/dpa)

Auch in ihrer vielleicht letzten Biathlon-Saison bleibt Denise Herrmann-Wick eine Perfektionistin.

«Wenn einem Kleinigkeiten einfallen, dann muss man da ran. Ich tüftle da sehr gerne», sagt die Olympiasiegerin. Deswegen hat sich die Sächsin vor dem WM-Winter auch ein neues Gewehr bauen lassen und selbst kräftig mitgewerkelt – schon zum dritten Mal in ihrer eher kurzen – dafür aber enorm erfolgreichen – Zeit bei den Skijägerinnen. Drei nagelneue Waffen, «das haben manche in ihrer ganzen Karriere nicht», sagt Herrmann-Wick. Erst im Sommer 2016 war sie überhaupt vom Langlauf zum Biathlon gewechselt.

Hermann-Wick mit «gutem Auftakt in die Saison»

Nach ihrem Gold-Coup in Peking im Februar hatten nicht wenige damit gerechnet, dass die 33-Jährige ihre Karriere beendet und sich nach der Hochzeit mit ihrem langjährigen Freund Thomas Wick in diesem Sommer nun auch ganz der Familienplanung widmet. Doch noch hat Herrmann-Wick ein klares sportliches Ziel: Die Heim-WM im kommenden Februar im thüringischen Oberhof. «Das ist das klare Highlight. Bis dahin ist der Weg das Ziel, wenn der natürlich stetig bergauf gehen würde, wäre das auch schön», sagt Herrmann-Wick.

Zum Saisonstart gab es in der Vorwoche in Finnland zweimal Rang sechs und einmal 16, dazu den starken zweiten Platz mit der Staffel. Nach der langen, harten Vorbereitung nannte sie das «einen guten Auftakt in die Saison». Am Donnerstag (14.10 Uhr/ZDF und Eurosport) geht es beim zweiten Saison-Weltcup im österreichischen Hochfilzen mit dem Sprint weiter. Zuvor freute sich Herrmann-Wick über «ein paar ruhige Tage zu Hause». Sie legte einen Stopp in ihrer Wahlheimat Ruhpolding ein, ehe es weiter ins nahe Pillerseetal ging.

«Gut essen, gut schlafen und versuchen, die Speicher vollzukriegen» hieß der Plan, um «mit möglichst frischen Beinen am Start zu stehen». Doch selbst wenn es in den ersten Wochen nicht immer für ganz vorne reichen sollte, wäre das kein großes Problem. »Mein Ziel ist schon, die Wettkämpfe zu laufen. Aber es muss auch gesundheitsmäßig alles passen. Ich habe da jetzt schon einen guten Plan», sagt Herrmann-Wick.

Die Ex-Weltmeisterin erkennt die Signale ihres Körpers, geht keine Risiken ein und weiß genau, wie sie sich verhalten muss. Der Olympiasieg im Einzel, die Krönung ihrer Laufbahn, gibt zusätzliche Sicherheit. «Mehr kann man im Moment nicht erreichen», sagt sie und erinnert sich an ihr Wahnsinns-Rennen im bitterkalten Zhangjiakou in den chinesischen Bergen: «Aber wenn man an der Startlinie steht, ist man Sportler wie eh und je. Egal, was man geschafft hat. Da muss man alles geben und sich auspowern können.»

DSV-Nachwuchs steht bereit

Das kann Herrmann-Wick noch immer. Schon in der vergangenen Saison hatte es die achtmalige Weltcupsiegerin vermieden, klare Aussagen zu ihrer Zukunft zu treffen. Vieles deutet aber darauf hin, dass die Weltmeisterschaft in Oberhof (8. bis 19. Februar 2023) ihr letzter großer Höhepunkt auf Ski werden könnte, bevor die Älteste im deutschen Team abtritt. Ihre Biografie «Zielsicher – Mein langer Lauf an die Biathlon-Spitze» ist zwar gerade erst erschienen, zumindest ein weiteres Kapitel könnte die Olympia-Dritte mit der Langlauf-Staffel von 2014 aber noch hinzufügen.

Wenn die ehemalige Verfolgungsweltmeisterin geht, muss beim Deutschen Skiverband eine große Lücke gefüllt werden. Der Start in die WM-Saison gibt jedoch ersten Grund zur Hoffnung, dass es erfolgreich weitergehen kann. Vanessa Voigt (25), Sophia Schneider (25) und Anna Weidel (26) haben sich teilweise überraschend schnell die Qualifikation für die Rennen im Thüringer Wald gesichert. «Den Schwung wollen wir mitnehmen in die nächsten Events», sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling: «Wir freuen uns auf alles, was jetzt kommt und sind extrem happy, dass wir so früh so gute Leistungen abrufen konnten.»

Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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