Franziska Preuß riss nach ihrem phänomenalen Schlussspurt befreit die Arme hoch, dann nahmen ihre Teamkolleginnen sie im Ziel mit lauten Jubelschreien in Empfang.
Dank einer herausragenden Leistung sicherte Schlussläuferin Preuß den deutschen Biathletinnen bei der Weltmeisterschaft in Pokljuka mit Silber die ersehnte erste Medaille. Mit einem finalen Kraftakt auf der Zielgerade fing Preuß die Ukrainerin Olena Pidruschna noch um 0,4 Sekunden ab – und konnte anschließend mit Vanessa Hinz, Janina Hettich und Denise Herrmann den so wichtigen Befreiungsschlag feiern.
«Ich hab gemerkt, jetzt reicht’s. Es war dann wirklich ein richtig schönes Gefühl. Das tut jedem extrem gut, der ganzen Mannschaft», sagte Preuß. Sie verhinderte die erste medaillenlose WM für die deutschen Damen seit 1987. Gold ging wie im Vorjahr an Norwegen. Zuvor hatte nur Arnd Peiffer mit Einzel-Silber eine Medaille für das deutsche Team geholt.
«Man hat die Woche wieder gesehen, dass Leistungssport echt hart ist. Jetzt ist es mega-cool, dass wir heute den Tag erwischt haben und etwas zu feiern haben», sagte Preuß, die mit zwei schnellen und fehlerfreien Schießeinlagen den Grundstein für das Erfolgserlebnis gelegt hatte, im ZDF. In den Einzelrennen zuvor hatten Preuß und Co. eine Medaille knapp verpasst. Sie waren nah dran, aber nie gut genug – bis jetzt.
Zwischenzeitlich sah es aber erneut nach der nächsten WM-Enttäuschung aus. Nach einem starkem Auftakt von Hinz (28), die als einzige des aktuellen Teams beim bislang letzten WM-Sieg 2017 in Hochfilzen dabei war, wuchs der Rückstand der nicht so laufstarken Hettich bei ihrer ersten WM-Staffel auf die Spitze auf eine Minute an. «Ich bin so froh, dass ich so ein cooles Team um mich rum habe, die anderen waren echt Wahnsinn», sagte Hettich, die auf dem sechsten Rang an Herrmann übergab, erleichtert.
Den Auftakt zur Aufholjagd machte Herrmann (32), die liegend mit drei Nachladern gerade so die Strafrunde vermied, dann aber stehend null schoss und Preuß mit einer 43-Sekunden-Hypothek als Fünfte ins Finale schickte. «Wir wissen, in einem Staffelrennen kann viel passieren. Ich habe vorher gesagt, wir kämpfen immer bis zum Schluss und wir haben wirklich bis zum Schluss kämpfen müssen, das hat sich dann ausgezahlt», sagte die stark agierende Hinz, die gespannt mit ansah, wie Preuß in die Jagd nach der Spitze ging.
Und die Freundin des kurz vor der WM zurückgetretenen Simon Schempp zeigte, warum sie die konstanteste Deutsche in diesem Winter ist. Nach dem letzten Schießen ging sie als Zweite in die Schlussrunde. Nachdem Pidruschna an ihr vorbei ging, sah es zunächsts nach Bronze aus. Doch die Bayerin schlug zurück. «Es war eine geile Kiste», sagte Disziplintrainer Florian Steirer.