Die Schweizerin Lara Gut-Behrami holte Gold im Riesenslalom. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)

Lara Gut-Behrami hüpfte jubelnd durch den Zielraum – und die geschlagene Mikaela Shiffrin fuhr ihr quasi in die Arme.

Mit ihrem überraschenden Sieg im Riesenslalom hat sich die Schweizerin Gut-Behrami zum großen Star der alpinen Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo aufgeschwungen. Nach Gold im Super-G und Bronze in der Abfahrt holte sie bereits ihre dritte Medaille bei den Titelkämpfen in Italien. Shiffrin, die Dritte des Super-G und Siegerin der Kombination, hat zwar genauso viele – und im Slalom am Samstag eine weitere große Erfolgschance. Die alleinige Dominatorin in den Dolomiten ist die Amerikanerin aber eben nicht.

«Unglaublich» sei dieser Triumph für sie, sagte die strahlende Gut-Behrami. Sie ist die erste Schweizerin seit 20 Jahren, die einen WM-Riesenslalom gewinnt und die erste seit sogar 34 Jahren, die zwei Einzeltitel bei einer WM abräumt. Im Super-G war sie nach ihren vier Weltcup-Siegen in Serie favorisiert gewesen, nicht aber im Riesentorlauf. Mehr als vier Jahre liegt ihr letzter Weltcup-Sieg in dieser Disziplin zurück. In der laufenden Saison landete sie zwar in allen bisherigen Riesenslaloms in den Top Ten. Damit, dass ihr ausgerechnet beim Höhepunkt in Cortina der ganz große Coup gelingt, hätte die Eidgenossin aber nicht gerechnet.

«Meine Coaches haben mir ständig gesagt: Du fährst gut, mach es einfach!», berichtete Gut-Behrami nach ihrer Traumfahrt am Donnerstag, mit der sie die nach dem ersten Lauf führende Shiffrin noch um 0,02 Sekunden auf Platz zwei und die Österreicherin Katharina Liensberger (+0,09) auf Rang drei verwiesen hatte. Doch richtig daran geglaubt hatte sie offenbar nicht. Müde sei sie gewesen nach der ersten WM-Woche, sagte die 29-Jährige. Der Druck, der im Vorfeld auf ihr gelastet hatte, war enorm – und die Erleichterung entsprechend.

30 Weltcup-Siege hatte Gut-Behrami bei ihrer Anreise nach Italien bereits im Gepäck, aber eben noch keinen bei einer WM. Diesen Makel ist sie seit ihrem Super-G-Gold vergangene Woche los. Und befreit von diesem Rucksack fuhr es sich für die Schweizerin, die bereits mit 16 Jahren im Weltcup debütierte, damals als «Wunderkind» galt und seitdem quasi ununterbrochen im Fokus ihrer Landsleute steht, im viertletzten Wettbewerb der WM in Italien offensichtlich einfacher.

Auch Shiffrin hat nach einem schwierigen Jahr in den letzten Tagen ihre Lockerheit wiedergefunden. Der Unfalltod ihres Vaters im vorigen Februar hatte sie schwer getroffen. Dazu kamen die coronabedingte lange Wettkampfpause und Rückenbeschwerden. Zwar gewann sie diesen Winter auch schon zwei Weltcup-Rennen. Die Leichtigkeit, mit der die 25-Jährige sonst durch die Tore tänzelt, strahlte sie aber selten aus. Nach dem Kombi-Sieg am Montag war sie nun auch im Riesenslalom, den die einzige deutsche Starterin Andrea Filser als 20. beendete, favorisiert. Weil Gut-Behrami ihr dazwischen funkte, kann Shiffrin ihr siebtes WM-Gold nun frühestens am Samstag gewinnen.

Von Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa

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