Andreas Sander ist drauf und dran, im deutschen Ski-Team den Verletzungsausfall des Erfolgsgaranten vergessen zu machen.
Der Sauerländer raste beim Super-G von Gröden auf einen hervorragenden fünften Platz und bestätigte seine beachtliche Frühform in diesem Weltcup-Winter. «Cooles Ergebnis», resümierte der 31-Jährige in den Dolomiten in der ihm üblichen zurückhaltenden Art.
Auf der berühmten Saslong-Piste in Südtirol hatte er kurz zuvor noch ordentlich attackiert – auf Sieger und Topfavorit Aleksander Aamodt Kilde fehlten ihm nur 0,60 Sekunden. «Ich bin sehr zufrieden», sagte er. Zweiter wurde Mauro Caviezel aus der Schweiz (+0,12 Sekunden), Dritter Kildes norwegischer Landsmann Kjetil Jansrud (+0,21).
Sander kämpft seit langem um seinen ersten Podestplatz im Weltcup – zuletzt stand er dann zumeist im Schatten von Kitzbühel-Sieger und Podiums-Dauergast Thomas Dreßen. Weil dieser wegen der Folgen einer Hüftoperation fehlt, sind die anderen deutschen Männer gefragt.
Und vor allem Sander überzeugt. Er fühlt sich reif für die Top 3, seine kurzfristige Rolle als Dreßen-Ersatz und Top-Mann im DSV in dieser Saison nimmt er an. «Ich nehme gerne den Fokus auf mich, weil das ja heißt, dass ich schnell fahre», erzählte er in Gröden.
Just am Fuße des majestätischen Langkofels hatte er schon öfter starke Leistungen gezeigt: 2016 wurde er auf der Saslong bereits Fünfter, ein Jahr später Sechster, jeweils im Super-G. Und was gelingt nun in der Abfahrt am Samstag (11.45 Uhr/ARD und Eurosport), dem ersten großen Speed-Klassiker dieses Winters? «Ich bin guter Dinge, dass morgen auch wieder ein gutes Resultat herausspringt.»
Im Deutschen Skiverband ist man erleichtert, dass just nach dem Ausfall von Dreßen andere die Spitzenplätze attackieren. «Es ist wichtig, dass wir sehen, dass wir den Ausfall der Galionsfigur zwar nicht ganz kompensieren können, aber immer in Schlagweite zur absoluten Weltspitze sind», sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben nicht nur Eintagsfliegen.» Romed Baumann wurde am Freitag 16., Josef Ferstl kam auf den 20. Rang.
Sander hatte schon am vorigen Wochenende als Abfahrtssiebter und Super-G-Achter in Val d’Isère überzeugt. Seine Form scheint umso erstaunlicher, als dass er in diesem Kalenderjahr an beiden Sprunggelenken jeweils einen Syndesmosebandriss erlitten hatte, den letzten erst im Juli beim Sommertraining in der Schweiz. Die Ärzte und Physiotherapeuten bekamen die Blessur ohne OP in den Griff.
Und der Sportler fühlt sich hervorragend. «Ich habe noch nie so eine Lockerheit gespürt wie dieses Jahr», erzählte er in Südtirol. Wenn nun noch ein Rennen ganz ohne Fehler dazukommt, dann kann es für den Junioren-Weltmeister von 2008 klappen mit dem Treppchen.
Im Super-G am Freitag war er mit Leistung und Körpersprache «sehr zufrieden». Aber «hier und da hätte ich vielleicht noch mehr Gefühl auspacken können», erkannte er. DSV-Chef Maier sagte: «Das Ziel für ihn muss sein, es konsequent bis zum letzten Meter durchzuziehen.»
Dann würde zumindest kurzzeitig niemand mehr von Dreßen reden – was dieser dem Teamkollegen sicher gönnt. Auf Instagram kommentierte Dreßen Sanders Super-G-Erfolg mit einem euphorischen «YEEESSSS!!!»