Bei der Siegerehrung der Kombination am vergangenen Montag wirkten Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova nicht gerade wie verbissene Rivalinnen.
Die frisch gekürte Weltmeisterin aus den USA half der zweitplatzierten Slowakin sogar dabei, ihren Handschuh eines lästigen Insekts zu entledigen. Shiffrin und Vlhova: Das sind die beiden Dauerkonkurrentinnen und aktuell komplettesten Fahrerinnen im alpinen Ski-Weltcup. Sie könnten auch im Endspurt der WM in Cortina d’Ampezzo wieder die prägenden Sportlerinnen werden – und schon am heutigen Donnerstag erneut gemeinsam auf dem Podium stehen.
Die Ausnahmeathletinnen sind im Riesenslalom der Damen (10.00 und 13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) die Favoritinnen. Oder funkt ihnen eine Italienerin dazwischen? Mit Marta Bassino, die vier der sechs Weltcup-Riesentorläufe des Winters gewonnen hat, ist ebenfalls zu rechnen – beflügelt vom Titel im WM-Parallelevent am Dienstag erst recht. Auch Teamkollegin Federica Brignone, 2018 Olympia-Dritte und zuletzt Weltcup-Gesamtsiegerin in der Disziplin, nimmt sich viel vor.
Im Fokus stehen aber Shiffrin und Vlhova – die Allrounderinnen, die es sowohl in den Speed- als auch den Technikdisziplinen mit allen aufnehmen können. «Es war ein großer Spaß», sagte die viermalige Slalom-Weltmeisterin Shiffrin nach ihrem Kombi-Gold am Montag. Dass sie den Spaß wiedergefunden hat, ist angesichts der schwierigen Monate, die hinter der Amerikanerin liegen, nicht selbstverständlich. Der Unfalltod ihres Vaters im vergangenen Februar traf sie schwer. Dazu kamen die coronabedingte lange Wettkampfpause und Rückenbeschwerden.
Nicht lange nach ihrer Rückkehr in den Weltcup gewann Shiffrin Mitte Dezember zwar den Riesenslalom in Courchevel und nur einen Monat später auch den Slalom in Flachau. Die Leichtigkeit, mit der sie sonst durch die Tore tänzelt, strahlte sie in dieser Saison aber nicht oft aus. «Manchmal wäre ich am liebsten zurück ins Bett gegangen und hätte mich unter der Decke versteckt», sagte sie zwischendurch sogar.
In Cortina wirkt Shiffrin bislang wieder recht locker. Sie scheint bereit, ihrem insgesamt sechsten WM-Gold in dieser Woche noch ein siebtes und achtes folgen lassen zu können. Unerreicht ist sie in den USA mit ihren insgesamt neun WM-Medaillen aber schon jetzt.
Und Vlhova? Die begann den Winter furios, gewann drei der ersten vier Rennen. Im Januar wirkte die 25-Jährige, die in dieser Saison noch keinen Weltcup-Wettbewerb verpasst hat, etwas müde und schwächelte. Doch das sei einkalkuliert gewesen, versicherte ihr Trainer Livio Magoni, der Schleifer. «Unser Ziel ist der Gesamtweltcup», betonte er vor der WM. Vlhova wäre die erste Slowakin, die ihn gewinnt. Über zusätzliche Medaillen in Cortina würde sie sich natürlich trotzdem freuen. Eine hat sie ja schon. Und im Riesenslalom ist sie die Titelverteidigerin.