Historischer Triumph: Sven Hannawald gewann 2002 als erster Athlet alle vier Springen der Vierschanzentournee. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Frank Leonhardt/dpa)

Mythos Vierschanzentournee. Beim alljährlich nach Weihnachten beginnenden Traditionsevent der Skispringer ist schon häufig Geschichte geschrieben worden. 

Nun steht in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen die 70. Ausgabe auf dem Programm. Ein Blick zurück:

Historischer Triumph

Am 6. Januar 2002 krönte Sven Hannawald vorzeitig seine Karriere. Der heute 47-Jährige gewann als erster Athlet alle vier Springen und trug sich damit ins Geschichtsbuch ein. Bundeskanzler Gerhard Schröder gratulierte, bei RTL sahen Millionen Menschen zu und an den eiskalten Anlagen warteten zahlreiche Fans schon ab dem Morgengrauen auf ihre Helden. Mit dem Vierfachsieg blieb Hannawald aber nicht alleine: 2017/18 wiederholte der Pole Kamil Stoch, der im Auslauf prompt von Hannawald umarmt wurde, das Kunststück. Ein Jahr später schaffte es auch der Japaner Ryoyu Kobayashi.

Nach acht Sprüngen punktgleich

Die Ausgabe 2005/06 ist deshalb in die Geschichtsbücher eingegangen, weil sich der Finne Janne Ahonen und der Tscheche Jakub Janda nach acht Sprüngen den Gesamtsieg teilen mussten. Das gab es davor und danach nie bei der Tournee. Auf jeweils 1081,5 Punkte kamen  Tournee-Rekordsieger Ahonen und sein Rivale Janda. «Es gibt zwei Gesamtsieger und zwei 33.000 Euro teure Autos als Siegespreis», teilte der damalige Tournee-Sprecher mit. Auf einen geteilten Sieg in diesem Jahr könnten die Organisatoren sicher verzichten, denn erstmals gibt es 100.000 Schweizer Franken (rund 96.000 Euro) als  Siegerpreisgeld.

Die Tournee steigt (fast) immer

Wegen eines Föhnsturms am berühmt-berüchtigten Innsbrucker Bergisel musste im Januar 2008 erstmals ein Tournee-Springen abgesagt werden. Nachgeholt wurde es kurz darauf in Bischofshofen, wo in jenem Jahr zwei Wettbewerbe abgehalten wurden. Immer wieder gab es auch Springen, wo wetter- und windbedingt nur ein Durchgang ausgetragen werden konnte. Dass es bei einer Vierschanzentournee nur drei Springen gab, ist noch nicht passiert.

Schwere Stürze

Das Finale 2015 in Bischofshofen wurde ein besonders tragisches. In der Qualifikation stürzte der Amerikaner Nicholas Fairall so schwer, dass er notoperiert werden musste und danach in den Rollstuhl gezwungen wurde. Am Folgetag erwischte es Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz. Ammann erlitt eine Gehirnerschütterung und musste ins Krankenhaus gebracht werden, seine Karriere setzte der Routinier aber fort. Er ist heute noch aktiv.

Ein Skispringer von der Insel

«Eddie the Eagle», der mit bürgerlichem Namen Michael Edwards heißt, ist Kult. In den Achtzigerjahren sah der Brite eine TV-Übertragung der Tournee im Fernsehen und nahm sich daraufhin vor, selbst mal an dem Traditionsevent teilzunehmen. Der kleine Mann mit den dicken  Brillengläsern hatte beinahe ein Abo auf den letzten Platz, doch seine Geschichte verkaufte sich hervorragend. 1989 stürzte er in Innsbruck, danach endete seine Karriere relativ abrupt.

Drei Siege und dann Abreise

An Yukio Kasaya aus Japan gab es bei der Tournee 1971/72 kein Vorbeikommen. Er gewann nacheinander die Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck. Doch dann reiste Japans Team vorzeitig ab, um sich auf die Olympischen Spiele in Sapporo vorzubereiten. Die Chance auf den historischen Vierfachsieg ließ Kasaya verstreichen, stattdessen staubte der Norweger Ingolf Mork den Gesamttriumph ohne Einzelsieg ab.

Von Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

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