In dieser Saison eine Klasse für sich: Der Schweizer Ski-Star Marco Odermatt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa)

Ski-Star Marco Odermatt ließ sich erschöpft in die mit Luft gefüllte Bande fallen und jubelte mit letzter Kraft über den nächsten Meilenstein in seiner Karriere. Dann kniete er nieder.

Der beste Alpin-Athlet der Gegenwart hat mit seinem 13. Weltcup-Sieg der Saison die legendäre Bestmarke von Ski-Ikone Herrmann Maier übertroffen und einen neuen Punkterekord im Herren-Gesamtweltcup aufgestellt. 

Auf minutenlangen Ehrenrunden durch den Zielraum ließ sich Odermatt in Andorra feiern. «Ich war so müde und nervös und bin jetzt einfach nur überglücklich», sagte der 25-Jährige. Der Schweizer schließt den Winter mit insgesamt 2042 Punkten ab. Maiers bisherige Bestleistung datierte aus der Saison 1999/2000 – damals sammelte der «Herminator» 2000 Punkte. 

Grandiose Saison des Schweizers

Für Odermatt endete die Saison dort, wo sie im Oktober begonnen hatte: Ganz oben auf dem Podium. 13 Weltcup-Erfolge feierte der 25-Jährige insgesamt, 22 Mal stand er auf dem Podest. Hinzu kommen zwei Goldmedaillen bei der WM in Frankreich. Odermatt sicherte sich den Sieg im Gesamtweltcup, sowie die kleinen Kristallkugeln für den besten Skifahrer des Winters im Riesenslalom und Super-G. «Der fährt einfach in seiner eigenen Liga», befand Ex-Skirennläufer Felix Neureuther in der ARD. 

Wie in einem Computerspiel springt Odermatt in seiner Karriere von Level zu Level. 2018 gewann er bei der Junioren-WM fünfmal Gold, 2019 folgte er erste Titel im Weltcup. Im Alter von 24 Jahren gewann er 2022 Gold bei Olympia. Nun die nächste Alpin-Bestmarke, die der Alleskönner nach oben korrigiert. 

Odermatt – der «normale» Star

Warum Odermatt so abnormal stark ist? Weil er so normal ist. Einen Ernährungsberater, wie ihn viele seine Konkurrenten haben, nutzt Odermatt nicht. «Wenn ich am Buffet stehe, lade ich genau das auf den Teller, worauf ich Lust habe», sagte der Schweizer einmal. 

Sein Bestreben nach Normalität spiegelt sich auch in seinem Fahrstil wider. Simpel und trotzdem irgendwie draufgängerisch: Odermatts schnörkelloser Fahrstil ist seine große Stärke. Aufgepumpte Muskeln braucht der schmächtige Alleskönner nicht, um mit Kraftpaketen wie Aleksander Aamodt Kilde mithalten zu können. «Leichtigkeit und Coolness» zählt der Schweizer zu seinen Qualitäten. 

Die unzähligen Erfolge stellen den Nidwaldner aber auch vor ein Luxusproblem. Der Platz für die Pokale wird langsam knapp. «Mein Kinderzimmer wurde in einen Trophäenraum umfunktioniert. Eigentlich war hier bereits nach der letzten Saison kein Platz mehr frei, im Laufe dieses Winters haben wir dann aber noch ein paar Zwischenräume gefunden», sagte Odermatt dem Schweizer «Blick». Ein Leistungsabfall in der kommenden Saison scheint unwahrscheinlich. Der Allrounder sollte sich nach weiteren Zwischenräumen umgucken.

Jordan Raza, dpa

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