Wird sich Skispringer Karl Geiger den Traum vom Gesamtweltcupsieg verwirklichen? (Urheber/Quelle/Verbreiter: Angelika Warmuth/dpa)

Mit Titelentscheidungen in Planica kennt sich Karl Geiger hervorragend aus. An kaum einen anderen Ort im Weltcup hat der Oberstdorfer so emotionale und schöne Erinnerungen wie an das Tal der Schanzen in Slowenien.

Auf der riesigen Anlage krönte sich der bis dahin auch als «Kleinschanzen-Karle» bekannte Geiger 2020 zum Skiflug-Weltmeister, gewann Silber mit dem Team und durfte sich auch im vergangenen Jahr über zwei Weltcupsiege im Einzel freuen. Einen passenderen Ort, sich den Traum vom Gesamtweltcupsieg im Duell mit dem Japaner Ryoyu Kobayashi zu verwirklichen, kann es also kaum geben.

Trainer trotz Rückstand zuversichtlich

«Er ist in super Form, Planica liegt ihm. Er freut sich darauf», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Abgeschrieben hat er Geiger trotz eines Rückstands von 66 Punkten auf den führenden Kobayashi noch lange nicht. «Es ist noch was drin», sagte Horngacher, und Geiger kündigte an, «alles in die Waagschale» zu werfen. 200 Punkte sind in den beiden finalen Einzelspringen des ereignisreichen Olympia-Winters an diesem Freitag und Sonntag noch zu vergeben. Der Sieger jedes Wettkampfes erhält 100 Zähler, der 30. noch einen Punkt.

DSV hofft auf Gesamtweltcupsieg

Seit sieben Jahren und dem Triumph von Severin Freund wartet der Deutsche Skiverband (DSV) auf einen Gesamtweltcup-Sieger. Der Titel wird zwar öffentlich weniger pompös zelebriert als eine Goldmedaille bei Winterspielen, Weltmeisterschaften oder auch der Sieg bei der Vierschanzentournee. Sportlich hat er jedoch wohl den höchsten Stellenwert, schließlich bildet er die Leistung einer kompletten Saison ab. Entsprechend schätzen ihn die Athleten wert.

«Ich glaube, dass ihm der Gesamtweltcup wirklich viel geben würde», sagte Freund der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf seinen Nationalteamkollegen Geiger. Seit Monaten liefern sich der 29 Jahre alte Oberstdorfer und Kobayashi ein Duell auf Augenhöhe um das Gelbe Trikot. Als Gesamtführender reiste Geiger zu Olympia nach China, nach den Winterspielen holte sich Olympiasieger Kobayashi das begehrte Sprungleibchen zurück.

Freud über Geiger: «unglaublicher Wettkampftyp»

«Beim Ryoyu weiß man: Er hat in den letzten Jahren mit das beste Flugsystem gehabt», sagte Freund über den Gesamtweltcupgewinner von 2019 und zweimaligen Vierschanzentourneesieger. Am vergangenen Wochenende schafften es weder Kobayashi noch Geiger auf das Siegerpodium. Dort sollte Geiger in Planica landen, will er noch eine realistische Chance haben.

«Den Karl kann man auf einer Schanze bis zum letzten Sprung nicht abschreiben», sagte Freund und stellte eine große Stärke des Bachelor of Engineering heraus: «Der große Vorteil vom Karl ist, dass er sich die Schanzen erarbeiten kann. Auch wenn es mal nicht gleich so einfach von der Hand geht, ist er ein unglaublicher Wettkampftyp und kann aus dem gefühlten Nichts Sprünge zeigen, die für das Podest gut sind.»

Die Erinnerungen an seine Planica-Erfolge dürften Geiger zusätzlich Vertrauen in die eigene Stärke geben. Auch privat verbindet ihn übrigens etwas ganz Besonderes mit dem Finalort: Im Dezember 2020 fuhr er nach den Wettkämpfen ganz schnell zurück in die Allgäuer Heimat. Dort brachte seine Frau Franziska die gemeinsame Tochter Luisa zur Welt.

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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