Im Ski-alpin-Weltcup soll der Flutlicht-Einsatz minimiert werden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Giovanni Auletta/AP/dpa)

Schneekanonen und Flutlichtspektakel gehören zum Ski Alpin. Kaum ein Rennen kommt ohne die künstliche Beschneiung aus und schlechte Sichtverhältnisse zwingen die Organisatoren mitunter, die Pisten selbst bei Tagesrennen mit grellem Scheinwerferlicht auszuleuchten.

Vor dem Hintergrund der explodierenden Strom- und Gaspreise drohen den Veranstaltern in dem am Wochenende beginnenden Weltcup-Winter gewaltige Kosten. Der Weltverband Fis ist alarmiert und will Absagen vorbeugen. 

Weltcup-Auftakt in Sölden

Auf dem Rettenbachgletscher in Sölden starten die Alpinen am Samstag traditionell in ihre neue Saison. Neben dem ersten Saisonauftritt von Superstar Mikaela Shiffrin dürften sich die Veranstalter über die zuletzt «45 bis 50 Zentimeter Neuschnee» gefreut haben, die den Bedarf an Kunstschnee reduzierten. «Es wurde nur im sehr geringen Ausmaß beschneit. Restlicher Schnee ist Altschnee, welcher vom letzten Jahr erhalten werden konnte», teilte eine Sprecherin des Ötztaler Tourismusverbandes der Deutschen Presse-Agentur mit. 

Nicht alle Renn-Organisatoren werden so viel Glück haben. Wie stark sich die Energiekrise letztendlich auf die Alpin-Rennen auswirkt, wird sich erst im Saisonverlauf zeigen. Einschätzungen zu Kostensteigerungen wollte auf dpa-Anfrage kein Weltcup-Veranstalter abgeben. Dafür sei der Energieverbrauch von zu vielen aktuell noch unklaren Faktoren wie Wetter oder Zuschauerzahl abhängig. 

Fest steht, dass der Winter für die Alpinen nach zwei Corona-Saisons wieder hart wird. Die Fis appellierte daher an die Verantwortlichen, den Einsatz von Flutlicht auf ein Minimum zu reduzieren. «Die Verringerung der Beleuchtungszeiten oder eine Reduzierung der Wattzahl» seien weitere Möglichkeiten, um Energie einzusparen. 

Mit Absagen ist zu rechnen

Dass diese Maßnahmen allein einen reibungslosen Weltcup-Winter garantieren, davon sind selbst die Verantwortlichen beim Weltverband nicht überzeugt. Generalsekretär Michel Vion räumte ein, mit Absagen zu rechnen, wodurch vor allem Flutlichtspektakel wie die Nachtslaloms in Garmisch oder Schladming in den Fokus gerieten. Stundenlang bestrahlen die grellen Lichter während der Nachtslaloms die Pisten. «Gegenwärtig haben wir keinen Plan B», sagte Vion.

Zumindest in Schladming bleibt man gelassen. «Das Flutlicht kostet den ganzen Abend 4300 Euro – das ist machbar und zu verantworten. Der Sport soll am Leben bleiben», sagte Georg Bliem, Geschäftsführer der Planai-Bergbahnen, der «Kronen Zeitung». Der österreichische Skiverband unterstellte der Fis «Panikmache». 

Ski-Legende warnt vor Wintersport-Lockdown

Der ehemalige deutsche Skirennläufer Markus Wasmeier warnte sogar vor einem Lockdown für den Wintersport und sprach sich für die komplette Durchführung der Skisaison aus. «Wenn man in der Allianz Arena Flutlicht anschaltet, benötigt Schladming wahrscheinlich nur ein Bruchteil», argumentierte der zweimalige Olympiasieger im BR.

Spätestens die Absagen im Freestyle dürften gezeigt haben, dass die Befürchtungen der Fis mehr als Panikmache sind. «Die Skicross-Rennen in Alleghe und Megeve sowie das Big-Air-Event in Falun wurden noch vor Saisonstart abgesagt. Es wurden zwar verschiedene Umstände angeführt, aber alle wiesen auf die gestiegenen Energiekosten hin», teilte eine Sprecherin der Fis mit.

Der Deutsche Skiverband (DSV) bezeichnete die kommenden Monate als Riesenherausforderung. «Ehrlicherweise hätten wir auch gerne mal wieder einen Winter ohne Krisenmodus erlebt», sagte DSV-Vorstand Kommunikation, Stefan Schwarzbach. Sollten viele Pisten nicht beschneit werden, müsste die Riege um Thomas Dreßen eventuell ins Ausland ausweichen. Eine Option, die auf Dauer ziemlich teuer wäre. 

Doch im deutschen Lager herrscht Zuversicht. «Aktuell gehen wir von einem regulären Trainingsbetrieb in unseren Trainingszentren aus», sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. «Wir werden uns sicherlich mit Einschränkungen arrangieren müssen. Da wir aber Freiluftsportarten betreiben, sind wir es gewohnt, auf unvorhergesehene Entwicklungen schnell zu reagieren.» Schwarzbach ergänzte: «Wir haben in den vergangenen zwei Corona-Wintern bewiesen, dass wir in der Lage sind, solche Schwierigkeiten zu bewältigen.»

Jordan Raza

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