Katharina Schmid hofft weiter auf eine Vierschanzentournee für Frauen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Geir Olsen/NTB/dpa)

Wirklich glücklich sind Katharina Schmid und ihre Skisprung-Kolleginnen nicht. «So eine ganze Tournee haben wir leider immer noch nicht. Aber es ist ein guter Anfang», sagt die Dreifach-Weltmeisterin vor den Weltcups in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf.

Seit Jahren hoffen die Frauen auf eine Vierschanzentournee. Nun dürfen sie rund um den Jahreswechsel wenigstens auf zwei der traditionellen Tournee-Schanzen springen. «Im Endeffekt müssen wir nehmen, was wir bekommen», sagt Schmid, die bis zur Hochzeit im Sommer Althaus hieß. Ihr Verständnis, dass es nicht schon alle vier sind, hält sich in Grenzen.

«Das Thema Tournee nehme ich noch nicht in den Mund»

«Two Nights Tour» heißt das Format mit den Wettkämpfen am 30. Dezember auf der Großen Olympiaschanze und an Neujahr in Oberstdorf. Bis kurz vor Weihnachten wurden insgesamt rund 6500 Tickets für die beiden Springen verkauft, die Organisatoren rechnen aber mit einigen Verkäufen an den Tageskassen. Stationen in Innsbruck und Bischofshofen fehlen. Eine halbe Tournee also?

«Mit halben Sachen kann ich nichts anfangen», sagt Skisprung-Legende Sven Hannawald der Deutschen Presse-Agentur. Der bis dato letzte deutsche Sieger beim großen Spektakel in vier Akten hat eine klare Meinung. «Ich spreche nicht von einer halben Tournee, sondern von einem Springen in Garmisch. Das Thema Tournee nehme ich noch nicht in den Mund», sagt der Champion von 2002. Oberstdorf war zuvor – zu einem anderen Zeitpunkt im Winter – bereits Weltcup-Ort der Frauen.

«Wenn es eine Frauen-Tournee gibt, dann ist es die originale. Die fängt in Oberstdorf an und hört in Bischofshofen auf. Ich halte gar nichts davon, eine Alibi-Tournee aufzustellen und dann kreuz und quer irgendwas zu machen», fügte Hannawald an.

Große Bandbreite an Meinungen

Dass die Frauen derzeit nicht in den österreichischen Tournee-Orten springen, hat verschiedene Gründe. So fehlt an der berühmten Bergiselschanze in Innsbruck nach wie vor Flutlicht. Das Zeitfenster für Wettkämpfe auf der ohnehin windanfälligen Anlage ist entsprechend eng. Zudem hatte der Österreichische Skiverband (ÖSV) zuletzt bereits für mehrere Jahre mit Villach als Weltcup-Ort geplant.

Wie kompliziert das Thema ist, zeigt sich in der Bandbreite an Expertenmeinungen, wie man eine solche Tournee überhaupt am besten austragen sollte. Für Hannawald ist die beste Option: «Die Männer springen um 16.30 Uhr, dann hast du an jedem Ort die Möglichkeit, die Frauen am Mittag oder frühen Nachmittag abzuwickeln.»

Der norwegische Männer-Nationaltrainer Alexander Stöckl sieht das anders: «Wenn man sagt, man macht die gleichen Stationen – die Damen am Vormittag, die Herren am Nachmittag: Da hat keiner was davon.» Der Österreicher argumentiert: «Was macht der Zuschauer? Der steht ja nicht von früh bis abends an der Schanze, sicher nicht. Für den Veranstalter selbst ist es eine Herausforderung. Wen streicht man bei schlechtem Wetter zuerst? Ja, logisch, die Damen. Das sollte man aber nicht.»

Verbände sind in Gesprächen

Stöckl verweist zudem auf den Faktor Finanzen. «Man darf nicht vergessen, dass die Einnahmen beim Herren-Skispringen wesentlich höher sind, hauptsächlich durch die Fernseh-Einnahmen», sagt er. «Das heißt, ein Frauen-Skispringen geht derzeit null auf null oder kostet sogar noch Geld. Das ist gar nicht so einfach, das zu machen. Für den Verband ist es eine Riesenbelastung.»

Dass es eine Vierschanzentournee für die Skispringerinnen geben soll, darin sind sich alle einig. Doch wie genau und wann – zu diesen Fragen sind der Deutsche Skiverband und der ÖSV weiter in Gesprächen.

Doppel-Weltmeisterin Selina Freitag bleibt zuversichtlich. «Es gilt, nur noch an ein paar Schrauben zu drehen, dass wir eine komplette Tour haben», sagt sie und ergänzt mit Blick auf die bevorstehende Premiere in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf: «Wir wollen einfach einen coolen Wettkampf machen, damit das so schnell wie möglich passiert, dass wir mit den Herren mitspringen dürfen.»

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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