Ramona Hofmeister zuckte nach ihrem chancenlosen Finale erst kurz mit den Schultern, dann aber fiel sie als Vizeweltmeisterin doch glücklich ihrer Teamkollegin Selina Jörg um den Hals.
Die beiden deutschen Vorzeige-Snowboarderinnen sind beim Parallel-Slalom von Rogla in Slowenien zu Silber und Bronze gerast. «Das ist wirklich unbeschreiblich», sagte Hofmeister der Deutschen Presse-Agentur.
Einen Tag nach dem Gold-Triumph von Jörg im Parallel-Riesenslalom mussten sich die zwei Athletinnen von Snowboard Germany nur der Russin Sofia Nadirschina geschlagen geben. Auf dem WM-Siegerpodest strahlten dann aber beide – Hofmeister vor allem erleichtert, Jörg eher verblüfft. «Wir zwei sind wirklich Podium-Buddys», sagte Hofmeister. «Das zu teilen ist der Wahnsinn.»
Während Hofmeister (Bischofswiesen) ihre zweite WM-Medaille nach Bronze 2019 gewann, steht die Sonthofenerin Jörg bei drei Plaketten: Nach ihren beiden Titeln 2019 und 2021 sowie Bronze nun in Rogla ist sie die erfolgreichste deutsche Snowboarderin der WM-Historie. «Ich habe keine Worte für all das», sagte sie. «Ich war nach gestern vom Kopf her ziemlich müde. Es war alles so emotional. Umso krasser, dass es fürs Podium gereicht hat. Ich hätte niemals damit gerechnet.»
Im großen Finale gegen die 17-jährige Nadirschina hatte Hofmeister alles riskiert und war bei ihrer Aufholjagd ausgeschieden. Dem verpassten Titel trauere sie aber keine Sekunde nach, sagte die 24-Jährige: «Das Gold hol ich mir dann ein anderes Mal.» Zunächst aber müsse gefeiert werden. «Wir machen auf jeden Fall ein Bier auf.»
Nach der Enttäuschung am Montag, als sie als Topfavoritin im Viertelfinale ausgeschieden war, zeigte Hofmeister diesmal kaum Schwächen. Sie habe nochmal «zusätzlichen Druck» gespürt, erzählte die Gesamtweltcup-Siegerin der vorigen Saison und Führende im aktuellen Ranking.
Jörg hatte erst im Halbfinale die Revanche für das Finale vom Montag gegen Nadirschina verloren. Im kleinen Finale schlug die 33-Jährige dann Megan Farrell aus Kanada knapp. «Das war einfach mega», sagte Bundestrainer Paul Marks. Sportdirektor Andreas Scheid zog ein «absolut positives Resümee» dieser WM.
Ohne Happy End blieben dagegen die Titelkämpfe für die formstarke Cheyenne Loch vom Schliersee, die ihr Viertelfinale wegen eines frühen Patzers gegen Farrell verlor. Carolin Langenhorst aus Bischofswiesen war in der ersten Runde ausgeschieden.
Anders als die Frauen erlebten die Männer erneut eine Enttäuschung: Wie schon am Vortag verpassten alle vier Starter um Stefan Baumeister (Aising-Pang), der 2019 noch zweimal WM-Bronze gewonnen hatte, die Finals. Gold ging an Benjamin Karl, der sich in Finale gegen seinen österreichischen Landsmann Andreas Prommegger behauptete.