Daniel Andre Tande feierte ein Jahr nach seinem schweren Unfall einen Weltcup-Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Terje Bendiksby//dpa)

Daniel-André Tande weinte, seine Skisprung-Kollegen nahmen den 28-Jährigen nach einem ganz besonders emotionalen Erfolg auf die Schultern. Vor den Fans in der heimischen Wintersport-Hochburg am Holmenkollen bei Oslo ließen sie ihn hochleben.

Rund ein Jahr nach seinem schweren Sturz in Planica feierte Tande wieder einen Weltcup-Sieg und war davon sichtlich überwältigt. «Gratulation an ihn, dass er es so hingekriegt hat», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher am Sonntag über den Norweger, der nach seinem Sprung-Unfall im März 2021 mehrere Tage im Koma gelegen hatte. «Wir sind alle froh, dass er wieder dabei ist.»

Deutsche mit Leistung zufrieden

Froh waren auch Horngachers Topspringer – auch wenn es weder Karl Geiger noch Markus Eisenbichler auf das Podest schafften. «Der Sprung war echt schön, und ich bin froh, dass ich mich noch ein bisschen nach vorne kämpfen konnte», sagte Eisenbichler, der seinem zweiten Platz vom Samstag bei der Generalprobe für die Skiflug-WM einen vierten Rang folgen ließ.

Nach seinem Satz im zweiten Durchgang auf die Tagesbestweite von 135,5 Metern reckte der Siegsdorfer jubelnd einen Finger in die Luft und verbeugte sich anschließend. «Er wirkt momentan sehr ausgeglichen. Es macht ihm Spaß und er kriegt auch wieder das Vertrauen», lobte Horngacher den emotionalen Bayern, der in diesem Winter schon einige sportliche Krisen meistern musste.

Auch bei Geiger, der bei der Flug-Weltmeisterschaft in Vikersund als Titelverteidiger startet, stimmt die Form. Der Oberstdorfer belegte nach Sprüngen auf 130 und 128 Meter direkt hinter seinem Kumpel Eisenbichler Rang fünf und verkürzte damit im Gesamtklassement sogar ein wenig seinen Rückstand auf den Führenden Ryoyu Kobayashi. 58 Punkte fehlen Geiger noch auf den Japaner.

«Heute waren alle Sprünge auf einem guten Niveau. Ich bin sehr zufrieden», sagte Geiger im ZDF und ergänzte mit einem Lächeln: «Jetzt können wir Skifliegen gehen.»

Zuversicht vor dem letzten Saisonhöhepunkt

Vor dem letzten Saisonhöhepunkt am kommenden Wochenende stimmen die vergangenen Wettkämpfe sowohl Geiger als auch Eisenbichler zuversichtlich. «Ich hoffe, dass wir dieses Jahr beide wieder segeln können», sagte Geiger. Bei der vergangenen Flug-WM hatte Eisenbichler als Dritter das starke deutsche Ergebnis bei Geigers Triumph perfekt gemacht.

Auch in Vikersund zählen die beiden wieder zu den Podestkandidaten. Die anderen Deutschen eher nicht. Der frühere Weltklasse-Springer Severin Freund schied bereits nach dem ersten Durchgang aus. Stephan Leyhe war sogar in der Qualifikation gescheitert. Constantin Schmid als 23. und Andreas Wellinger auf Rang 25 holten am Sonntag immerhin noch Weltcup-Punkte. Kandidaten für die ganz vorderen Plätze sind aber auch sie nicht, auch wenn Horngacher sagte: «Manchmal passieren beim Skifliegen ein paar Dinge mit den Menschen, die ihnen Flügel wachsen lassen.»

Zweiter bei Tandes Erfolg vor den Augen des norwegischen Königs Harald V. wurde der Slowene Anze Lanisek vor Stefan Kraft. Der Österreicher sicherte sich damit den Sieg in der eigenen Raw-Air-Gesamtwertung für die Wettkampfserie in Norwegen.

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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