Thomas Dreßen kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Im Zielbereich der legendären Kandahar im heimischen Garmisch-Partenkirchen witzelte der Skirennfahrer mit den Teamkollegen und genoss seine Rückkehr in den alpinen Weltcup in vollen Zügen.
«Ich bin einfach froh, dass ich wieder dabei sein kann», sagte der 27-Jährige. «Wir sind einfach eine große Familie.» Auch wenn es nur ein Training war: Dreßens Comeback war ein gutes Zeichen – für ihn und für das deutsche Team mit Blick auf die bevorstehende WM in Cortina d’Ampezzo. Dort soll der fünffache Weltcupsieger, der nach einer Hüft-Operation Ende November bislang die komplette Saison verpasst hat, unbedingt dabei sein und trotz des extremen Trainingsrückstands um Medaillen fahren.
Um vor Cortina kein Risiko einzugehen, wird Dreßen aber bei der Abfahrt am Freitag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) nicht antreten. Zu der Einsicht kam er nach dem Training, weil er sich einige Passagen noch nicht in vollem Renntempo zugetraut hatte. Nach Rücksprache mit den Coaches wurde der Verzicht finalisiert, Dreßen geht nun als Vorläufer an den Start und nutzt dies als Trainingsfahrt. Teamkollege Josef Ferstl ist aber so oder so «sehr froh», dass der Kitzbühel-Sieger von 2018 wieder dabei ist. Und auch Romed Baumann hat Dreßens Rückkehr regelrecht «entgegen gefiebert».
Nur Optimisten hatten ihm so ein schnelles Comeback im Weltcup zugetraut. Immerhin war der Vorjahressieger von Garmisch erst Mitte Dezember in die Reha ein- und Anfang Januar dann als leichte Schnee-Annäherung zunächst mal auf Langlauf-Skier gestiegen. Die ersten Schwünge folgten erst danach, die Rückkehr ins Teamtraining vorige Woche. «Dass ich fahrerisch noch nicht so weit bin, dass ich vorne mitfahre, ist logisch», analysierte Dreßen entsprechend seine Trainingsfahrt, bei der er 3,03 Sekunden hinter dem Tagesschnellsten Max Franz aus Österreich lag.
«Schmerzen habe ich keine gehabt, das ist schon mal gut, die Hüfte passt», erklärte er. Statt um Zeit und Platzierung war es ihm vor allem darum gegangen, sich Sicherheit zu holen. «Gerade bei den Passagen im unteren Bereich» habe er gemerkt, dass er noch nicht zu sehr ins Risiko gehen wolle, sagte Dreßen. Deshalb mache es keinen Sinn, am Freitag zu starten und deutlich abgehängt zu werden.
Und auch mit Blick auf mögliche Weltcup-Starts in diesem Winter gehe es «in erster Linie darum, was es wert ist zu riskieren». Die aktuell noch gute Startnummer für die nächste Saison zum Beispiel. Fährt der Bayer womöglich mehrfach hinterher, könnte er die noch verlieren.
Bei den Heimrennen an diesem Wochenende, deren Reihenfolge wegen der Pistenverhältnisse getauscht wurde, ruhen die deutschen Hoffnungen also auf anderen. Auf Baumann, der bei den Abfahrten auf der Streif zuletzt zweimal in Folge in die Top Ten gerast war – und nun auch im Training in Garmisch wieder. Und der auf dem «extrem schnellen Schnee» im Rennen, «wenn’s um die Wurscht geht», sogar noch «ein Scheiberl drauflegen» will. Oder auf Andreas Sander, der in Kitzbühel sogar jeweils vor Baumann gelandet war.
Oder auf Josef Ferstl. Der überzeugte in dem Winter zwar noch nicht und auch ein Tor ausließ, fuhr sonst aber ein gutes Training – womöglich beflügelt von der Rückkehr des deutschen Top-Fahrers.